Ein Apfelbaum, der bereits seit zehn Jahren Früchte trägt

10 Mal "Deutsche Literaturtage in Reschitza"

von Erwin Josef Tigla

Vor zehn Jahren, es war ein Freitag, am 9. Juni 1991, eröffnete ich die ersten Reschitzaer Literaturtage mit dem Motto "Laßt uns doch heute ein Apfelbäumchen pflanzen, auch wenn das Deutschtum in Rumänien morgen untergeht", Worte die von Hannelore Baier, aus der ADZ entnommen, stammen. Heute, auf die vergangenen Auflagen zurückblickend, kann man feststellen, daß es sich ausgezahlt hat, 10 mal sich dafür einzusetzen, der fünften deutschen Literatur Europas eine neue Chance zu geben. Das Apfelbäumchen von 1991 trägt heute Früchte, ja man kann sagen, Früchte der Hoffnung und Zuversicht. Das, dank zahlreicher Teilnahmen, Mitwirken und Einsatzbereitschaft.
Wie kam es damals ersten Literaturtagen in Reschitza? Alles begann mit einer Teilnahme in Ungarn an einem Symposium, seitens der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher in der Zeitspanne 1. - 6. April 1991 in Budapest und Fünfkirchen organisiert. Ich hatte damals die Möglichkeit, mit mehreren Schriftstellern unserer Landsleute in Ungarn zusammenzukommen, über Kultur- und Literaturprobleme zu diskutieren. Mit mir war auch Marius Koity, damals einer der zukunftsorientierten neuen rumäniendeutschen Schriftstellergeneration. Als Schlußfolgerung einiger Rundtischgespräche kam mir die Idee, ein Symposium zum Thema deutsche Literatur in Reschitza zu veranstalten. Erste Kontakte wurden bereits in Ungarn geknüpft, weitere Organisationsfragen auf der Heimreise und in Reschitza erörtert. Die Idee fasste Fuß und die ersten Organisierungsaktionen begannen. Da alles auf einem "neuen" Boden Wurzeln fangen mußte, (Reschitza war damals von niemanden als ein rumäniendeutsches Literaturzentrum bekannt bzw. anerkannt, geschweige denn, auf dem Weg es zu werden), sahen viele unsere Bemühungen als Don Quijottes Kampf mit der Wind-Mühle. "Was sucht so ein Symposium in Reschitza?", "hat es noch einen Sinn, da ja sowieso alle schon ausgewandert sind?", "wo gibt es noch deutsche Schriftsteller in Rumänien? Das ist alles ein Wahnsinn!". Das war die allgemeine Stimmung damals, vor zehn Jahren.

Diese Stimmen mußten überwunden werden.

Es kam auch der 7. Juni 1991, der Tag der festlichen
Eröffnung der ersten "Deutschen Literaturtage in Reschitza". Drei Teilnehmer von auswärts waren dabei, zwei aus Ungarn und einer aus Temeswar und selbstverständlich viele Reschitzaer. Aus Ungarn kamen die Schriftsteller Engelbert Rittinger (seitens der alten Schriftstellergeneration) und Josef Michaelis (seitens der jungen Generation). Ihre Anwesenheit war auch der Schwer- und Pluspunkt dieser ersten Auflage. Engelbert Rittinger brachte auch den Vortrag:

"Zur Standortbestimmung der ungarndeutschen Literatur" von Johann Schuth zur Diskussion. Sonst sprach man über Banater Mundartliteratur (Hans Dieter Hartmann, Temeswar), über die Reschitzaer Alexander Tietz (Maria Luise Vasiliu, Reschitza) und Hans Toth (Erwin Josef Tigla). Das Rahmenprogramm dieser ersten Auflage war stark vertreten: Empfang beim Präfekten, Diavortrag, "Alexander Tietz" - Nachmittag (von Schülern der deutschen Abteilung des damaligen 4. Lyzeums, heute "Diaconovici-Tietz", dargeboten), Ausfahrt und Programm in Dognatschka. Selbstverständlich haben damals auch Lesungen der dabeigewesenen Schriftsteller stattgefunden: sowohl in Reschitza wie auch in Dognatschka. Wenn wir die Organisierung dieser ersten Auflage aus der heutigen Sicht betrachten, so waren es damals Kinderschritte, mit so manchen Fehlern und Fehltritten. Wie bei jedem Anfang war auch dieser schwer. Es war übrigens das erste organisierte Symposium des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins "Deutsche Vortragsreihe Reschitza". Zum Schluß meines Rechenschaftsberichts zur I. Auflage schrieb ich:

"Man denkt schon jetzt daran, diese Initiative auch im kommenden Jahr weiterzuführen." Das geschah auch. In der Zeitspanne 19. - 21. Juni 1992 fand die

II. Auflage statt. Wenn die I. Auflage hauptsächlich Alexander Tietz gewidmet wurde, so hat diese II. Auflage als Untertitel den Namen des Reschitzaer Dichters Rolf Bossert getragen. Gäste aus Deutschland und Rumänien sind erschienen. Als besondere Gäste konnte die Familie Hanni Anneliese und Michael Markel, von der Germanistischen Abteilung der Klausenburger Universität begrüßt werden. Interessant und lehrreich war Michael Markels Vortrag zum Thema:

"Siebenbürgisch - sächsische Mundartdichtung. Möglichkeiten und Grenzen". Aus Deutschland kam und nahm teil Manfred Engelmann, der über die Mundartliteratur der Banater Schwaben in Deutschland sprach. Sein Kollege Luzian Geier, sprach über Ludwig Schwarz und seinen banatschwäbischen Mundartroman "Kaule Baschtl", während Dr. Annemarie Podlipny  Hehn aus Temeswar über Nikolaus Berwanger und seine letzte dichterische Schöpfung sprach. Marius Koity, Temeswar, sprach über das banatschwäbische Mundartwörterbuch. Sieben Gäste wurden insgesamt verzeichnet, davon drei aus Deutschland. Das Rahmenprogramm war auch in diesem Jahr aufschlußreich: von den Empfängen bei der Kreisverwaltung und Stadtverwaltung bis zum Kulturprogramm, dargeboten von deutschen Laien aus Reschitza, alles paßte dazu. Zum Gedenken an Rolf Bossert wurde ein Literaturnachmittag, von deutschen Schülern bestritten, organisiert. Auch auf eine Kulturreise wurde nicht verzichtet. Die Gäste wurden in Steierdorf und Orawitza festlich empfangen, man besuchte das alte Theater in Orawitza, und als Hauptattraktion war die Eisenbahnfahrt auf der Strecke Anina - Orawitza. Nicht unerwähnt darf bleiben die Begegnung mit dem rumänischen Schriftstellerverein "Semenicul" und die Aussprache die danach folgte. Bei dieser II. Auflage hat man schon ein bißchen vom Geist eines Symposiums gespürt, man war organisatorisch bestrebt, es besser als im Vorjahr zu machen. Zwei Schriftsteller, einer aus dem rumäniendeutschen Kreis, Otto Alscher, und einer aus dem Alpenland Steiermark, die Urheimat vieler Banater Berglanddeutscher, an Peter Rosegger sei hier gedacht, standen im Mittelpunkt der
III. Auflage, die in der Zeitspanne 11. - 13. Juni 1993 stattfand. 14 Gäste aus Deutschland, Österreich, Kroatien und Rumänien waren eigens dafür nach Reschitza angereist. Seitens der Bundesdeutschen Botschaft und seitens der Österreichischen Botschaft wurden offizielle Vertreter gesandt, mit Hilfe aus der Landeshauptstadt Graz hat man eine Ausstellung "Peter Rosegger" organisiert. Vieles sprach schon vom Beginn an für eine gute Veranstaltung. Als erste sprach die Germanistin Dr. Cornelia Angelika Ionas aus Temeswar. Sie referierte über
"Otto Alscher und seine Tiergeschichten". Anschließend fand die Vernissage der bereits erwähnten "Peter Rosegger" - Ausstellung die durch Mithilfe der "Joanneum" - Bibliothek aus Graz zustande kam. Aus Graz referierte auch der "Alpenland" - Buchhändler Herbert Paukert über Peter Rosegger und dessen Jubiläumsjahr 1993.

Dr. Horst Schuller - Anger aus Kronstadt referierte am zweiten Tag über die siebenbürgische Mundartliteratur in Burzenland. Nikolaus Marnai - Mann aus Ungarn konnte nicht persönlich präsent sein, aber sandte seinen Vortrag "Mundart, Muttersprache und Identität", der verlesen wurde und zu heftigen Diskussionen führte. Franz Heinz aus Deutschland referierte am selben Tag zum Thema

"Otto Alscher und das Banater Bergland. Landschaft, Geschichte und Menschen im erzählerischen Werk des Orschowaer Schriftstellers", als einer der besten Alscher Kenner. Aus Hermannstadt kam zum ersten Mal Udo Peter Wagner, der über "Emil Witting als Schilderer der heimatlichen Karpatenlandschaft" sprach und aus Temeswar kam Peter Kottler, der über "Ludwig Schwarz, als Banater Mundartschriftsteller" referierte. Zum ersten Mal fand innerhalb der Literaturtage die Preisverleihung des vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein "Deutsche Vortragsreihe Reschitza" organisierte Aufsatzwettbewerbs statt. Die Preise wurden den besten Arbeiten die unter dem Titel

"Ich, als Deutschsprechender in Rumänien" geschrieben wurden, vergeben.

Rahmenprogrammsmäßig fand auch diesmal eine Begegnung mit rumänischen Schriftstellern des "Semenicul" - Literaturkreises, eine Lesung von Edith Guip - Cobilansky (Temeswar) und denn Grazer Herbert Paukert (über Hans Kloepfer) bestritten, eine Begegnung mit dem Bürgermeister Reschitzas. Die Kulturreise ging diesmal in der Richtung Orschowa und Donau, die bekannte Landschaft Otto Alschers. Der Bibliothekar Constantin Juan Petroi aus Orschowa organisierte hier eine

Gedenkausstellung "Otto Alscher", es wurden auch Gedanken über den Schriftsteller ausgetauscht. Anhand eines gemieteten Schiffes wurde der Donaupaß vom Fluß aus betrachtet. Dr. Horst Schuller - Anger beendete seinen in der "Karpaten Runschau" veröffentlichten Bericht mit folgenden Worten:

"Die Literaturtage führten zu Lebensspuren in Denkmälern und Büchern".

Dr. Horst Schuller - Anger war auch derjenige, der das Thema der IV. Auflage, 10. - 12. Juni 1994, vorschlug. Referiert und diskutiert wurde über "Von Sprache zu Sprache - Literaturvermittler und Übersetzer". Eingefunden haben sich in Reschitza 24 Teilnehmer, davon 6 aus der Bundesrepublik Deutschland, einer aus Österreich, 8 aus Kroatien und weitere 9 aus dem Inland. Als erster referierte Dr. Anton Scherer aus österreich, einer der bestdokumentiertesten Donauschwaben überhaupt. Der Grazer Gast sprach über den Schriftsteller Franz Feld (Conrad Jakob Stein). Der eigentliche Festvortrag wurde anschließend durch Dr. Horst Schuller - Anger hervorgebracht. Der Reschitzaer Übersetzer Ludwig Vinzenz Fischer und die "Romänische Revue" wurden ausschließlich im Vortrag behandelt. Am zweiten Tag referierten Peter Kottler

("Rumäniendeutsche Übersetzungen im Urteil des Auslands"), Dr. Cornelia Angelika Ionas ("Brücke bauen. Übersetzungen Viktor Orendi Hommenaus"), Dr. Annemarie Podlipny - Hehn ("Die Übersetzerin Erika Scharf") und zum Schluß wieder Dr. Anton Scherer ("Die donauschwäbische Literatur als Mittler zwischen Völkern und Kulturen"). Am selben Tag referierte noch Michael Szellner aus Arad über die Grundfrage "Wie weiter?".

Innerhalb der IV. Literaturtage wurden auch zwei Bücher besprochen: Georg Hromadkas "Kleine Chronik des Banater Berglands" und der Sammelband "Die Stafette". Lesungen bestritten Edith Guip - Cobilansky, Ignaz Bernhard Fischer, Roxana Otilia Moldovan und Csilla Pataki, alle Mitglieder des Literaturkreises "Die Stafette" aus Temeswar. Der Empfang beim Bürgermeister Reschitzas, der Bericht über die Lage der deutschen Minderheit in Esseg (Osijek) und Kroatien, das Jahreskonzert der Reschitzaer Frauensinggruppe waren Bestandteile des diesjährigen Rahmenprogramms genauso wie auch die Kulturreise am letzten Tag. Diesmal ging es nach Ferdinandsberg, Russberg und Ruskitza. Als Hauptattraktion wurde der Besuch am Marmorsteinbruch bewertet. Diese Literaturtage waren die ersten, die über ein gedrucktes Plakat und Programm verfügten.
"Rumäniendeutsche Literatur nach 1945" hieß das Thema der V. Auflage, die in der Zeitspanne 19. - 21. Mai 1995 stattfand. 19 Teilnehmer aus dem In- und Ausland waren erschienen. Als Haupt- und Ehrenreferent war aus Graz Dr. Anton Scherer angereist. Sein Vortrag über die Banater deutsche Literatur nach 1945 rief zahlreiche und heftige Diskussionen herbei. Der Hermannstädter Udo Peter Wagner sprach über Wolf von Aichelburg. Als Gegenargumentation zu einigen Behauptungen Dr. Scherers sprach Dr. Annemarie Podlipny - Hehn über die Anthologie "Pflastersteine", die 1982 im Temeswarer "Facla"  Verlag erschienen ist. Am zweiten Tag wurde über
Georg Scherg und sein literarisches Werk (Udo Peter Wagner), über die deutsche Literatur nach 1945 (Gastlektor Hans Joachim Stübben), über den siebenbürgischen Schriftsteller Paul Schuster (Peter Kottler) und über den Reschitzaer Alexander Tietz (Gertrud Küchler) referiert. Ergänzungen zum Thema der V. Literaturtage kamen auch durch Michael Szellner (Arad) und Barbara Kröger (Deutschland). Aus dem Sorbenland in Ostdeutschland kam zu den Literaturtage die Dichterin Roza Domascyna. Sie las aus ihrem Schaffen, eine Bereicherung der Veranstaltung genauso wie auch die Lesung des Temeswarer Literaturkreises "Die Stafette", bestritten durch Edith Guip - Cobilansky und Ignaz Bernhard Fischer. Aus dem Ausland kam noch als Gast die Volksdichterin Thekla Bauer aus der Steiermark, eigenst für diese Veranstaltung nach Rumänien gekommen. Ihre Lesung hat ebenfalls großen Anklang gefunden. Zum zweiten Mal fand innerhalb der Literaturtage die Preisverleihung des im Zweijahresrhythmus veranstalteten Aufsatzwettbewerbs statt. Die eingesandte Arbeiten trugen niedergeschriebene Gedanken zum Thema

"Was nützt mir mein Deutsch?".

Der Jahreskonzert der Frauensinggruppe, die Darbietungen weiterer deutscher Kultureinrichtungen Reschitzas haben das Rahmenprogramm am zweiten Tag abgerundet, während der dritte Tag die Gäste zur Kulturreise nach Drobeta Turnu - Severin einlud, die mit einer Schifffahrt auf der Donau endete. Udo Peter Wagner schrieb abschließend in seinem Bericht über diese V. Auflage, in der "Karpaten Rundschau" veröffentlicht, "daß es zur Zeit keinen Ort im Lande gibt, wo man Literaturtage organisieren kann, wo sich ein Saal mit immerhin 100 Plätzen als zu klein erweist". Um

"Rumäniendeutsches Literatur- und Kulturgeschehen" ging es innerhalb der VI. Auflage der Literaturtage, die in der Zeitspanne 10. - 12. Mai 1996 stattfand. Hans Liebhardt sprach als erster zum Thema "So entstand die fünfte deutsche Literatur", gefolgt von Carmen Elisabeth Puchianu, deren Vortrag als Mittelpunkt die "Rumäniendeutsche Literatur nach 1989 - Eine Illusion?" hatte.

Zum ersten Mal wurde die Buchausstellung "Bücher der Rumäniendeutschen - Rumäniendeutsche Bücher" eröffnet. Auch wurde das Buch "Deutsche Literaturtage in Reschitza. 1991 - 1995. Eine Dokumentation." lanciert.

Am zweiten Tag folgten die Vorträge: "Wenn Heimat ein Surrogat für einen Besitz ist, dann wozu noch Heimat?", von Maria Lãzãrescu zugeschickt, "Aktionsgruppe Banat" von Dr. Roxana Nubert, "Ausdruck und Gestaltung der jüngsten Autoren des Literaturkreises Die Stafette", von Dr. Cornelia Angelika Ionas, "Die neuere rumäniendeutschen Veröffentlichungen vom sprachlichen Aspekt betrachtet", von Peter Kottler und "Höhepunkte einer Kulturinstitution: das Temeswarer Deutsche Staatstheater" von Dr. Eleonore Pascu, alle Vortragende, Lehrkräfte der Temeswarer Universität, germanistische Abteilung. Selbstverständlich wurden auch diesmal Lesungen anberaumt, bestritten durch Carmen Elisabeth Puchianu, Joachim Wittstock, Hans Liebhardt und Wolfgang Knape, der aus Deutschland zu den Literatutage hinzukam.

Das Rahmenprogramm umfaßte das Jahreskonzert der Reschitzaer Frauensinggruppe und eine Kulturreise auf das Dach des Berglands: nach Wolfsberg, Weidenthal und den Drei Wässern sowie auf dem Semenik.

"Menschen und Landschaften im Banater Bergland. Berühmte Reisende, berühmte Dichter." war das Hauptthema der VII. Auflage (2. - 4. Mai 1997), ein Thema, das 13 Teilnehmer anlockte. Der Hauptvortragende und auch derjenige, der das Thema vorschlug, war Hans Liebhardt aus Bukarest. Sein berühmter Reisender war Christian Andersen, der 1841 donauaufwärts reiste. Über diese Reise und dessen literarische Folgen wurde ausführlich berichtet. Zum gleichen Thema sprach am zweiten Tag der Gastlektor Axel Hans Barner - Verger. Sein Vortrag lautete: "Ein Besuch beim Pascha von Orschowa. Die Reise des späteren preußischen Feldmarschalls von Moltke nach Istanbul im Jahre 1835". Als Mittelpunkt das Banater Bergland hatten die Vorträge: "Menschen im Banater Bergland" (Edith Guip - Cobilansky), "Reiseberichte über das Banater Bergland. XVIII. - XIX. Jahrhundert" (Rudolf Gräf,), "Nikolaus Berwanger und das Banater Bergland" (Karl Ludwig Lupsiasca) und "Deutsches Theater in Reschitza im 19. und 20. Jahrhundert. Entwicklungstendenzen und Leistungen" (Dr. Horst Fassel, von Erwin Josef Tigla vorgetragen). Es wurde auch eine Lesung zum Thema

"Die Reise" organisiert. Daran beteiligten sich Edith Guip - Cobilansky, Joachim Wittstock, Dana Antoaneta Bãlãnescu und Hans Liebhardt. Als Rahmenprogramm wurde die II. Auflage der Ausstellung

"Rumäniendeutsche Bücher - Bücher der Rumäniendeutschen" vernissiert, ein Buch, "Rußlanddeportierte erinnern sich (II. Teil)", vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein "Deutsche Vortragsreihe Reschitza" herausgegeben, lanciert. Nach Binisch und Eisenstein führte diesmal die Kulturreise ins Banater Bergland, allseits als löblich betrachtet. Die
VIII. Auflage war ganz und gar dem 100. Geburtstag Alexander Tietz` gewidmet. Es konnte ja nicht anders sein, da sie ja im "Alexander Tietz" - Jahr stattfand. Zwischen den 1. und 3. Mai 1998 kamen nach Reschitza 15 Teilnehmer. Eröffnet wurden die Festlichkeiten zu den "Tietz" - Literaturtagen durch eine Gedenkausstellung, die im Mittelpunkt das Leben und Schaffen des bedeutendsten Kulturmenschen des Banater Berglands aus diesem Jahrhundert trug. Karl Ludwig Lupsiasca sprach über die
Vorfahren des gewürdigten Schriftstellers, Damian Vulpe aus Temeswar sandte seinen Vortrag zum Thema "Alexander Tietz und die Musik", der Bukarestaer Hans Liebhardt sprach über "Alexander Tietz und der Neue Weg" und zum Schluß sprach Dr. Doina Bogdan - Dascãlu (Temeswar) über die Beziehungen ihrer Familie (sie ist eine Tietz - Nichte) mit Alexander Tietz.

Um und über Alexander Tietz wurde auch am zweiten Tag gesprochen. So Dr. Horst Schuller - Anger ("Die Inter - Nationalität der Welt von Alexander Tietz"), die Studentin Karina Makay ("Die Gewährsleute von Alexander Tietz") und die Schülerin Laura Cãpãtânã ("Alexander Tietz in die Augen einer Schülerin").

Es wurden aber auch Vorträge zu anderen Themata der hiesigen deutschen Literatur vorgetragen. Joachim Wittstock referierte über "Die Jahrhundertbegleiter. Anmerkungen über einige um 1900 geborene rumäniendeutsche Autoren", Hans Liebhardt über "Wie lustig konnten wir sein? Humor in der rumäniendeutschen Literatur." Übrigens, zwei Themen wurden für diese Auflage ausgewählt: "Alexander Tietz und seine Welt. Zum 100. Geburtstag des Reschitzaer Volkskundlers und Pedagogen" und "So lacht man bei uns. Rumäniendeutscher Humor: früher und heute."

Literarische Lesungen rundeten die VIII. Auflage ab. Als Protagonisten dieser Lesung galten Edith Guip - Cobilansky, Dr. Dana Antoaneta Bãlãnescu, Joachim Wittstock, Hans Liebhardt und Friedrich Engelbert. Wie bereits in den letzten zwei Auflagen, fand auch diesmal die Vernissage der Ausstellung

"Bücher der Rumäniendeutschen - Rumäniendeutsche Bücher" statt, bereits zum III. Mal, eine einmalige Initiative, die nur hier in Reschitza zu treffen ist. Die Kulturreise, als Abschluß der Literaturtage 1998, galt ebenfalls Alexander Tietz. Sie führte die 15 Teilnehmer nach Karaschowa, zu den Kraschowänern. Nun sind wir beider
IX. Auflage angelangt. Sie fand unter dem Motto: "Laut und Leise. Unbekannte Dichtung und Dokumente der rumäniendeutschen Literatur." in der Zeitspanne 30. April - 2. Mai 1999 statt. Vorgeschlagen wurde das Thema vom Hermannstädter Joachim Wittstock, der auch als erster sprach. Titel seines Vortrags war:
"Rumäniendeutsche Öffentlichkeit - gescheut und erstrebt, verhindert und gefördert.", gefolgt von Hans Liebhardt, der über den "Neuen Weg - erlebte Literaturgeschichte" referierte.

Am zweiten Tag wurden weitere Vorträge abgehalten: Hans Bergel aus Deutschland sprach über Banater Schwaben, die er kannte, Udo Peter Wagner über "das literarische Werk von Emil Sigerus", Edith Guip - Cobilansky über "die erste Königin Rumäniens, als Dichterin Carmen Sylva bekannt". Da sich der 100. Geburtstag Erwin Wittstocks ereignete, war
auch ein Vortrag diesbezüglich eingeplant. Der bundesdeutsche Friedrich Engelbert sprach über "Erwin Wittstock zum 100. Eine Autoren- und Werkrezension". Der Chemnitzer Germanist Dr. Thomas Krause sprach über das Thema: "In Rumänien bekannt - in Deutschland vergessen? Unbekannt gebliebene rumäniendeutsche Autoren".

"Deutsch mit Spaß" war die Thematik des Aufsatzwettbewerbs 1999, daß seine Preisverleihung innerhalb dieser IX. Auflage anberaumt hatte. Was aber als ein Novum bezeichnet werden konnte, das war der erste "Buchsalon Rumäniendeutscher Verleger" an dem drei Verlage persönlich vertreten waren: "aldus" aus Kronstadt, "hora" aus Hermannstadt und "ADZ" aus Bukarest. Zum ersten Mal in den Jahren nach der Wende fand so ein Salon statt. Es wurde viel über die Buchproduktion- und Vertrieb diskutiert, argumentiert. Man war allgemein der Meinung, daß auf diesem Gebiete sich noch sehr viel machen läßt. Das war auch die Schlußfolgerung des abschließenden Rundtischgesprächs. Nicht zu vergessen ist auch diesmal die programmierte Lesung, an der Carmen Elisabeth Puchianu, Maria Magdalena Kumher, Friedrich Engelbert und Hans Bergel teilnahmen. Insgesamt haben an den Literaturtagen 15 Gäste teilgenommen. Als Rahmenprogramm muß man den Empfang beim Reschitzaer Forumssitz erwähnen, die hier gebotene Möglichkeit, des Gedanken- und Wortaustausches.
Schließlich und endlich sind wir auch zu den heurigen Literaturtagen angekommen, die X. Auflage, unser kleines Jubiläum. Die Veranstaltung fand in der Zeitspanne 19. - 21. Mai 2000 statt. Das Thema war: "Die rumäniendeutsche Literatur und das Banater Bergland" und "10 mal Deutsche Literaturtage in Reschitza". Elf Teilnehmer sind erschienen, interessante und lehrreiche Referate standen auf dem Programm der Veranstaltung. Am ersten Tag referierte Erwin Josef Tigla über "Ein Apfelbäumchen, der bereits seit zehn Jahren Früchte trägt. 10 mal Deutsche Literaturtage in Reschitza.", gefolgt von Carmen Elisabeth Puchianu (Kronstadt) mit dem Referat "Aus eigener Anschauung über zehn Jahre deutscher Literaturtage in Reschitza". Hans Liebhardt schloß den ersten Tag mit den Vortrag "Stimme des Banater Berglands. Alexander Tietz und seine Landschaft". Innerhalb dieser festlichen Jubiläumseröffnung wurde auch das neunte Buch des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins "Deutsche Vortragsreihe Reschitza" lanciert. Es ist die Rede von Alexander Tietz "Briefe von der Alm. Scrisori de la sãlas", eine zweisprachige Ausgabe, deutsch  rumänisch. Auch wurden an diesem ersten Tag drei Ehrenmitgliederdiplome des Vereins festlich überreicht. Für fünf Teilnahmen an den Reschitzaer Literaturtagen wurden Diplome an Carol König, Hans Liebhardt und Joachim Heinrich Wittstock überreicht.Am zweiten Tag referierten Udo Peter Wagner aus Hermannstadt (über Josef Puvak), Hans Liebhardt aus Bukarest (über Georg Hromadkas Redaktionsjahre beim Neuen Weg), Dr. Dana Antoaneta Bãlãnescu aus Reschitza (über die Geschichte in den Werken von Anton Breitenhoffer und Georg Hromadka), Joachim Wittstock aus Hermannstadt ("Aus siebenbürgischen Briefmappen: Einige Aufschlüsse über die neue Banater Literatur nach 1950"), Friedrich Engelbert aus Schleusingen / Deutschland ("Suche und Findung: Kloster- und Kirchenessays") und Dr. Annemarie Podlipny - Hehn aus Temeswar (über die Künstlerkolonie in Wolfsberg und Weidenthal, mit Künstleraugen gesehen).

Am Nachmittag fand die traditionelle Lesung statt. Teilgenommen haben Carmen Elisabeth Puchianu, Friedrich Engelbert und Joachim Wittstock.

Auch das wie üblich gut organisierte Rahmenprogramm und die Kulturreise wurden nicht vergessen. Alles im Dienste der Rumäniendeutschen Literatur. Der gemütliche Abend des zweiten Tags beim Reschitzaer Forumssitz, die Kulturreise entlang der Donau von Neumoldowa bis Orschowa und nicht zuletzt der Rundtischgespräch in Orschowa waren als gut empfunden.
Fazit: Waren diese Bemühungen notwendig? Haben sie etwas gebracht, oder war alles nur Zeit- und Geldverlust? Das sind Fragen, die die Zukunft klären wird. Immerhin sind es 83 Namen von Schriftstellern, Literaten, Literaturwissenschaftlern und Literaturfreunden die ihren Namen im Gästebuch der Reschitzaer Literaturtage eingeschrieben haben. Aus 5 Ländern, inklusive Rumänien, stammen sie, eine Statistik die sich sehen läßt. Daß all das, was wir in den verflossenen Jahren über die Bühne brachten, nicht ohne Winterstützung leisten konnten, das ist selbstverständlich. Die Bereitschaft mitzutragen und zu fördern war mal größer, mal geringer, mal gutgedacht, mal mit Untergedanken, wie es eben kam. Die Literaturtage aber nur aus eigenen Kräften zu tragen war und ist nicht möglich. Dankend haben wir die Unterstützungen angenommen, dankend werden wir es auch in die Zukunft tun! Was wären aber die Literaturtage ohne das Reschitzaer Publikum, ohne die Bereitschaft mitzuhelfen, der Veranstaltung ein eigenes Reschitzaer Gemüt zu verleihen? Ohne sie gäbe es kein Stelldichein der Rumäniendeutschen Literatur im Südwesten Rumäniens. Ein Lob und Dank dafür! Erinnern sollen wir uns an dieses Jubiläum auch an die zweite Buchveröffentlichung unseres Reschitzaer Kultur-
vereins."Deutsche Literaturtage in Reschitza, 1991 - 1995. Eine Dokumentation." Es war dies ein Sammelband aller schriftlich zur Verfügung gestellten Vorträge und Lesungen der ersten fünf Auflagen. Im nächsten Jahr hoffen wir auf eine neue Dokumentation, diesmal zu den Auflagen VI - X, 1996 - 2000. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein "Deutsche Vortragsreihe Reschitza" ab der II. Auflage, Sondertempel und Sonderbriefumschläge herausgebracht hat, teilweise vom Graphiker Gustav Hlinka entworfen. In den zehn Auflagen wurden 9 Sonderstempel und 13 Sonderbriefumschläge herausgebracht. Zum Schluß noch einige

persönliche Gedanken dazu, aus der Sicht des Organisators. Selbstverständlich war es nicht leicht, sich durchzukämpfen. Ja, gut gesagt: durchzukämpfen durch das Labyrinth verschiedener Ideen und Vorurteile. Auch heute noch bin ich nicht so weit, daß diese Reschitzaer Literaturtage voll als die Literaturtage der Rumäniendeutschen anerkannt werden. Es gibt noch Intellektuelle, hier und drüben wohnhaft, die all das, was hier in zehn Jahren aufgebaut wurde, als Amatorismus bezeichnen. Der Begriff Reschitzaer Literaturtage hat sich in Rumänien durchgekämpft, es steht noch eine harte Arbeit bevor, damit diese Veranstaltung auch innerhalb der Kreise ausgewanderter rumäniendeutscher Literaten anerkannt wird. Nicht leicht, muß ich gestehen. Persönlich muß ich aber zugeben, daß ich mit dem, was erreicht, geleistet wurde, zufrieden bin. Die Rumäniendeutschen haben ihre Literaturtage, die einzigen übrigens in solcher Art veranstalteten. Unsere Minderheit in Reschitza, durch die Literaturtage angespornt, eine Dokumentationsstelle "Bücher der Rumäniendeutschen - Rumäniendeutsche Bücher. 1990 - 2000" wie sie sich in Rumänien nur hier finden läßt. Durch die Literaturtage wurde auch die Initiative angespornt, Bücher herauszugeben. In der Zwischenzeit hat der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein "Deutsche Vortragsreihe Reschitza" neun Titel veröffentlicht. Und nicht zu letzt, dank der Literaturtage hat Reschitza sich einen ehrwürdigen Namen im Kulturleben der Rumäniendeutschen erarbeitet. Wenn man nur all diese bevor erwähnten Errungenschaften erwähnt, so kann man zufrieden feststellen es hat sich gelohnt. Wird es sich auch weiterhin lohnen? Ja, denn so lange man diese Literaturtage sucht und auch findet, so lange man davon spricht und erzählt (nicht nur während der Veranstaltungszeit, sondern das ganze Jahr hindurch), so lange sie erwünscht sind, werden sie auch in Zukunft veranstaltet. Dafür stehe ich als Garant da!
Reschitza, am 19. Mai 2000