Orawitza
Der grosse dänische Schriftsteller Jürgensson berichtet uns
in einem seiner Bücher über folgendes Ereignis: Ein Kaufmann
überlegte einmal, wie er leichter und schneller zu einem noch grösseren
Reichtum kommen könnte. Überall suchte er, er fragte viele Leute,
wie das möglich wäre. Alle Antworten, die er bekam, stellten
ihn aber nicht zufrieden. Eines Tages begegnete er dem Teufel, der ihn
auch fragte: "Willst du reich werden? Ich kann dir helfen. Du musst mir
nur dein Herz anvertrauen". Der Kaufmann war darüber sehr glücklich,
so einfach zum Reichtum zu gelangen. Darum willigte er schnell, ohne viel
nachzudenken, ein. Von diesem Augenblick an begann tagtäglich sein
Reichtum zu wachsen. Er hatte nun ein grosses Schloss, einen wunderschönen
Garten mit vielen Blumen. Nach zwei Jahren aber spürte der Kaufmann,
dass ihn die Kräfte verliessen. So zog er sich in sein Schloss zurück
und dachte :"Jetzt habe ich alles, was ich mir gewünscht habe und
kann auch so weiterleben, ohne nichts zu tun." Schon nach einigen Tagen
aber langweilte er sich. Selbst die Spiele der Kinder oder die Feste, die
gefeiert wurden, entzückten ihm nicht mehr.
Eines Tages sah er in der Nähe des Schlosses einen Mönch. Er lief zu diesem und bat um Hilfe. Der Mönch hörte ihm geduldig zu und gab ihm folgenden Rat: "Versuche, je schneller und je öfter eine gute Tat zu vollbringen. Gib den Armen von deinem Reichtum, mache andere glücklich und dein Herz wird wieder das alte werden." Gross war seine Freude, als alles so kam, wie es ihm der Mönch gesagt hatte. Vor Freude veranstaltete er ein grosses Fest für alle. Er nahm sich auch vor, sooft ein Kind geboren wurde, ihm zu helfen. Jede Geburt war für ihn ein grosses Fest, das Fest der Wiedergeburt seines Herzens. Die Freude dieses Festes kennen nur die Eltern bei der Geburt ihrer Kinder.
Der Zweck der Feiertage und in allererster Reihe der grossen Feiertage aus dem katholischen Kalender ist jener, unsere Seele zu erfrischen, unser Gewissen aufmuntern, uns dazu zu bringen, besser zu werden.
Die Stimmung des Feiertages am 15. August, dem Tag an dem die Kirche das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel feiert, soll für uns alle ein Augenblick der Ruhe sein; dieses Fest ist eine Einladung, den Alttag zu vergessen und die Schönheiten dieses Feiertages zu erkennen. Die Heilige Jungfrau Maria will uns helfen, unser Leben so zu gestalten, damit wir immer glücklich und zufrieden sind. Alle Feiertage geben uns neue Kräfte, Güte, Vertrauen, Sanftmut, Geduld, Frieden und Freude. Und all diese leiten uns zur "Quelle", zu Jesus Christus, dort wo unsere Seele mit der himmlischen Gnade ernährt wird. An diesem wunderbaren Tag, in Kirchen, Kapellen und Tempeln, überall in der Welt, erheben sich verherrlichende Hymnen, der Jungfrau Maria gewidmet, die allerseeligste Jungfrau Maria, die Mutter unseres Erlösers, der uns versichert hat: "Wer an mich glaubt, glaubt an Gott, ...ich werde wiederkommen und euch zu dem Ort führen, wo wir immer in Frieden und Freude zusammenleben können." Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein Fest der Güte und des Vertrauens, da wir über die grosse Liebe Gottes jenen gegenüber erfahren, die als erste an den Worten des Engels Glauben gefunden hat und späterhin im Tempel an die Worte des 12-jährigen Jesus. Maria hat alles in ihrem Herzen bewahrt - berichtet uns Lukas. Sie hat gewusst, wie sich in die Arme des Allmächtigen zu überlassen und geduldig auf die Erfüllung seiner Worte zu warten. Wer von uns hat heute noch so eine grosse Geduld? Wer sagt noch heute: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort." Marias Geduld hat Tugend in ihrem Herzen erlassen, Tugend die heute immer mehr vergessen wird. Häufig fehlt heute den Menschen die Sanftmut. Viel zu viele Konflikte zwischen Menschen, Aggressionsakte, Kriege, soziale Konflikte. Maria veranlasst uns, auf Stolz und Hochmut zu verzichten und erinnert uns daran, dass nur die Sanften zur Küste der ewigen Freude und des Friedens gelangen können. Die Sanftmut und seine Güte haben auch dem Kaufmann sein Herz wiederzufinden geholfen und dadurch die Wiedergeburt für seine Gemeinschaft gefeiert. Zusammen mit Maria und allen anderen Heiligen feiern auch wir am 15. August Marias Aufnahme in den Himmel. Die Vollendung der Welt und des Menschen ist in ihr schon Wirklichkeit. Sie wird von uns als Mutter der Glaubenden, als Mutter unseres Herrn Jesus Christus verkündet. Durch sie ist die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen. Mehr als alle anderen hat Maria Gnade gefunden vor Gott. Im Hinblick auf das Opfer seines Sohnes hat er Maria vom ersten Augenblick
ihres Daseins an vor der Sünde bewahrt und sie ihrem ganzen Leben
in Liebe und Gnade geführt. Auch dann als Maria vor dem Kreuz stand
und zusehen musste, wie Jesus starb, hat sie sich nicht empört, nicht
gerächt, hat nicht Gerechtigkeit verlangt, sondern stand nur mit gebrochenem
Herzen da. Auch heute wird Maria von allen als ein Vorbild gesehen. Sie
steht uns allen bei und bewacht uns wie eine Mutter. Künstler, Maler
oder Bildhauer aus der ganzen Welt loben sie durch ihre Kunstwerke. Durch
Maria flehen wir darum, dieselbe Tugend zu erwerben die sie vor Gott hatte,
und zusammen mit ihr wollen wir Gott die Ehrenbezeigung des heiligen Ambrosius
bringen:
"Glücklich bist du, Maria!
Selige Jungfrau.Du Verkündigungsstern:Der aufgehenden Sonne,Der
wunderbaren Schöpfung,Der Wiedergeburt.Ewige JungfrauWelche dem AllmächtigenVerehrung
und Ehrfurcht bringt.
Oh, Maria!"