Zum Tag der Deutschen Einheit 2001

Am Mittwoch, den 3. Oktober, am Tag der Deutschen Einheit, fand in der „Alexander Tietz"-Bibliothek anläßlich des Nationalfeiertags der Bundesrepublik Deutschland ein Videonachmittag statt. Teilgenommen haben Mitglieder des DFBB und des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza". Gezeigt wurden Videodokumentarfilme über Würzburg und Heidelburg und anschließend wurde ein Musikprogramm geboten.

Anläßlich dieser Veranstaltung sandte Klaus Peter Marte, der bundesdeutsche Konsul in Temeswar eine Botschaft an die Teilnehmer, die den Anwesenden vorgelesen wurde.

Am selben Abend fand in der Temeswarer Oper ein Festprogramm und anschließend ein Empfang zum Tag der Deutschen Einheit statt. Dazu eingeladen hat Konsul Klaus Peter Marte. Die Eröffnungsansprache hielt der Konsul und sein Gast, die Abgeordnete Susanne Kastner, eine Freundin Rumäniens in den Integrationsanstrebungen in die EU und NATO.

Das Festprogramm bestand aus Ouvertüren, Duetten, Arien, Chören und Baletten bekannter musikalischer Werke von Bizet, Verdi, Strauss und Puccini.

Botschaft zum Tag der Deutschen Einheit

Konsulat der Bundesrepublik Deutschland

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

wie sie wissen feiern wir heute die Wiederkehr des 11.Jahrestages der Deutschen Wiedervereinigung. Nach dem Fall der Mauer 1989 und dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme erlangten die Deutschen ihre Wiedervereinigung.

Diesen Tag im Banat begehen zu dürfen, ruft bei mir auch persönliche Erinnerungen wach, ich war zwei Wochen vor dem Beitritt mit ein paar wenigen Kollegen in das DDR Außenministerium mit dem Auftrag entsandt worden, dieses samt seiner rund 150 Auslandsvertretungen zu schließen. Man brauchte ja keine zwei deutschen Botschaften mehr. Es war ein sehr emotioneller 3. Oktober Abend, nach einem Spaziergang zum Brandenburger Tor und zum Reichstag, den mindestens noch eine Million andere Deutsche machten, kehrten wir zu Mitternacht in das (noch) DDR-Ministerium zurück um dort endgültig und unwiderruflich die kommunistische Hammer- und Sichel Spalterflagge und das Eingangsschild zu entfernen und zu erneuern.

Der Tag ruft auch Erinnerungen wach, daß 1989 für Rumänien und Deutschland gleichermaßen von schicksalhafter Bedeutung war. Kurze Zeit nach dem Fall der Mauer in Berlin, dem weltweiten Sinnbild für die Spaltung Europas in einen

freien und einen kommunistischen Teil, hat sich die Freiheit auch in Rumänien ihre Bahn gebrochen und ausgehend vom Opernplatz in Temeswar hat der Freiheitskampf des rumänischen Volkes begonnen.

Heute ist Deutschland wiederver-einigt. Seine östlichen Nachbarn, vor 11 Jahren noch fest in den kommunistischen Block eingebunden, haben sich zu marktwirtschaftlich orientierten Demokratien ent-wickelt. Die politische und wirtschaftliche Freiheit hat ihren Siegeszug angetreten.

Deutschland ist fest in die euro-atlantischen Strukturen eingebunden. In drei Monaten ist der Start für eine gemeinsame Währung, die auch erhebliche Einflüsse auf die rumänischen Zahlungsstruk-turen haben wird.

Die europäischen Regierungschefs haben beschlossen, daß auch weitere Länder an der Wirtschafts- und Währungsunion, darunter auch Rumänien, teilnehmen sollen.

Die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost- und Westdeutschland hat weitere Fortschritte gemacht, aber es wird möglicherweise noch ein Jahrzehnt vergehen, bis die finanzielle Unterstützung für die neuen Bundesländer nicht mehr erforderlich sein wird. Viele Probleme, die uns Deutschen aus dem Beitritt so vertraut sind, stellen sich hier in Rumänien in ähnlicher Weise. Dazu gehört die Rückgabe von Privateigentum und die Privatisierung der Staatsindustrie. Die Privatisierung der volkseigenen Industrie ist zwar seit vielen Jahren abgeschlossen, aber es ist auch kein Geheimnis, daß aus dieser Privatisierung für den Staat keine Einnahmen, sondern vielmehr Kosten in Höhe von rund 280 Miliarden DM entstanden sind.

Verehrte Anwesende, lassen sie mich die Gelegenheit nutzen, Ihnen allen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Vergangenheit zu danken. Sie haben auch wesentlich zum Erfolg und auch zur Beibehaltung des Konsulates durch ihren aktiven Einsatz gegenüber deutschen Stellen beigetragen. Ich und alle meine Mitarbeiter werden Ihnen auch jederzeit zur Verfügung stehen. Ich bin stolz darauf, daß das Konsulat in Te-meswar die einzige Schengenvertretung in Rumänien ist, wo sie täglich und ohne wochenlange Voranmeldung Ihre Anliegen vortragen und ein Visa beantragen können. Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und wünsche ihnen einen angenehmen Abend.

Klaus Peter Marte
Konsul