Ludwig Vinzenz Fischer
von DI. Karl Ludwig Lupsiasca
Reschitza
Nr. 27
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Schriftsteller, Übersetzer, Unternehmer;
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Geboren am 22. Januar 1845 in Reschitza;
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Gestorben am 15. Dezember 1890 in Kröllwitz/Halle (Saale);
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Eltern: Franz Fischer (Tischler) und Elisabeth, geborene Dewald.
Ludwig Vinzenz Fischer entstammte einer aus Sachsen eingewanderten Tischlerfamilie.
Franz Fischer lebte mit seiner Familie in Orawitza, wo er als Tischler
arbeitete, hatte aber Verwandte (zumindest einen Bruder) in Reschitza.
Aus einer von Peter Petri erwähnten "Reschitzaer Geburtsmatrikel"
und einem von Horst Schuller-Anger veröffentlichten Auszug aus dem
Matrikelbuch (aus Orawitza? - denn die Matrikelbücher Reschitzas fielen
1848 den Flammen zum Opfer) geht ausdrücklich hervor, daß Ludwig
Vinzenz in Reschitza geboren und von "Botka Pál Resiczai Plébanos"
getauft wurde. Bis dahin war der Geburtsort (und auch das Geburtsdatum)
umstritten. Sein erster Biograph und intimer Freund, Peter Brosteanu, wußte
nämlich, daß Ludwig Vinzenz nach Reschitza aus Orawitza gekommen
war. Ludwig Vinzenz war das älteste der drei Kinder, als 1856 der
Vater starb. Mit 14 Jahren trat Ludwig Vinzenz als Lehrling in der Reschitzaer
Tischlerei der StEG ein und arbeitete unter Aufsicht seines Onkels Johann
Fischer. Da er schwach und leidend war, wurde Ludwig Vinzenz nach zwei
Jahren in der Werkskanzlei als "Schreiber" eingesetzt, später in der
Buchhaltung. Nebenbei beschäftigte den Autodidakten Fischer auch Literatur.
Ab 1866 veröffentlichte er eigene Beiträge in Lugoscher und Temeswarer
Zeitungen.1871 verließ Fischer das Banat und ließ sich zunächst
in Floridsdorf als Beamter des Stahlwerkes nieder, danach als Beamter einer
Papierfabrik in Heurichstal (Mähren), dann wieder in Österreich
als Prokurist einer Papierfabrik in Erlau (bei Passau). In Österreich
heiratet er Helene Kapall, wird Unternehmensdirektor in Salach (Württemberg),
danach "bevollmächtigter Leiter" der Papierfabrik in Kröllwitz
bei Halle an der Saale. Die Beziehung zu seinen Reschitzaer Freunden hatte
er niemals aufgegeben. Er unterstützte die von Corneliu Diaconovici
herausgegebene "Romänische Revue", indem er das notwendige Papier
um den Herstellungspreis lieferte und eigene Beiträge zuschickte.
Noch vor dem Erscheinen der "Romänischen Revue" lieferte Fischer über
Vermittlung von Diaconovici Beiträge an Banater Zeitschriften, unter
anderen der 1881 in Lugosch gegründeten "Südungarischen Revue".
Ludwig Vinzenz Fischer gehört zu den ersten und besten Übersetzern
rumänischer Volks- und Kunstdichtung. 1888 verlieh ihm der rumänische
König Karl I. die "Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft".
Werk: Titellose Bilder (Beiträge in der "Neuen Banater Zeitung",
Temeswar, 1866); Schrifttum der Rumänen (Brockhaus, 1880), Donauwellen
(Novellen, Aschersleben, 1881), Grui-Sânger, Übersetzungen aus
dem Rumänischen (1883), Auf dem Weg ins Kloster (Novellen, erschienen
als Nachtrag 1910 in Temeswar); Handschriften befanden sich im Besitz von
Peter Broºteanu, der in seinem Beitrag zum 1900 erschienenen Lexikon
die "baldige" Veröffentlichung durch Diaconovici versprach. Laut Angaben
von Heinz Stãnescu hatten Viktor Orendi - Hommenau und Olga Hörler
einige dieser Handschriften gekannt und benutzt. Ihr Verbleib ist z.Z.
unbekannt.
Bibl: Enciclopedia Româna, Bd. II (Beitrag von P. Broºteanu,
1900); George C. Bogdan, Begabter Autodidakt und aufrechter Mensch, in
Neue Banater Zeitung vom 17. Juni 1981, Temeswar; Luzian Geier, in der
Reihe Kleines NBZ-Lexikon, Banatdeutsche Persön-lichkeiten; Anton
Peter Petri, Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Th. Breit,
Marquartstein, 1992; Horst Schuller-Anger, Selbstgesetzte Denkmäler,
in Banater Berglanddeutscher, Folge 57, München-Wien, Juli/August
1994.