So saßen wir auf kleinen Erdhü-geln neben den Straßenrand und beobach-teten das Aufwachen der Natur. Die schon etwas wärmere Luftbrise lud uns zu diesem Spektakel ein, den wir auf keinen Fall verpassen wollten. Über Berge und Täler kann man schon sehen, wie die Bauern fleißig mit Pferden und Traktoren arbeiten, um den Boden zu bebauen. Die Getreidefelder verbreiten sich in die Ferne, grüne breite Streifen verkleiden die Hügel und Flächen. Über unseren Köpfen stehen noch blühende Äste, die uns in eine Märchenszene versetzen.
Von der Tiefe, neben den Anstieg, läßt sich die Ziegenherde erblicken. Da waren zehn bis zwanzig Ziegen, alle möglichen Farben, größere und kleinere. Wie die Kamele in der Wüste ziehend, so ähnlich kamen sie langsam auf uns zu. Der Anführer war ein Ziegenbock mit einem langen zitternden hängenden Bart. Der Ziegenhüter war ein alter Mann, arm aussehend, mit einem großen Hut, einer Tasche über den Rücken wo er sein Essen aufbewahrte, abgetretenen Schuhen und einem großen langen Eichenstock auf den er sich stützte, wenn er müde war. Mit Pfiffen und manchen fremden Lauten, die wir nicht verstanden, trieb er die Herde den Hang aufwärts. Von Zeit zu Zeit blieben sie noch stehen, um etwas Grünes zu pflücken. Dann mit zitterndem Bart und Stimmen laufend oder hüpfend ziehen sie weiter den anderen nach. Die Zicklein hüpfen von rechts nach links, mal vorne, mal rückwärts um ihre Mütter zu suchen. Der Hüter trieb sie manchmal noch zusammen wenn sie sich verlaufen hatten oder von der Reihe ausgetreten waren. Als sie oben angekommen waren, so einige Meter Abstand von uns, verbreiteten sie sich über die grüne Fläche und fingen heftig an das zarte frische Gras zu pflücken. Manche Ziegen spreizten sich auf die hinteren Beine und mit den vorderen versuchen sie auf die kleineren Bäume zu klettern, um die süßen grünen Blätter oder junge Äste zu fressen. Andere Ziegen von der Herde legten sich ins Gras und keuchten. Die weißen, schwarzen, grauen oder gefleckten Zicklein hüpfen sorgenlos über ihre Mütter oder spielten im Sonnenlicht. Der alte Mann erreichte kaum die Wiese um seine Gestalt auszuruhen, in den er sich ins Gras legte. Auf der Straße sausten die Autos vorbei und erhoben den gesetzten Staub vom Rande des Weges. Als sich eine der Ziegen weiter wagte, pfiff der Mann kurz und sie kehrte sofort zurück und fraß weiter. Wir breiteten unser Essen aus und sättigten uns so wie immer sonntags. Der Himmel war so klar, die Luft warm, die Sonne oben strahlend. Der Mann zog seinen Hut über die Stirne und versuchte ein bißchen die gute Zeit und die Stille zu genießen. Der Glockenlaut hört sich verschieden an, mal leichter und höher, mal schwerer und tiefer. So erkannte der Hirte, welche der Ziegen hier sind und welche sich verlaufen haben. Sein Ohr konnte schon die verschiedenen Töne unterscheiden und sein Hirn teilt sein Gedächtnis so ein, das er jede von seinen Ziegen über dem Ton der Glocke erkennen kann.Der Wind schüttelte die Äste und das frische grüne Gewand der Bäume bewegt sich dauerlich. Die Geiß spitzte ihre Ohren auf um eine eventuelle Gefahr zu vermeiden, aber sofort lies sie sich wieder runter und kaute weiter die zierlichen Grasspitzen. Die Zicklein springen ab und zu näherten sich uns, starren uns an, wedeln mit den kurzen Schwanz, drehten sich sofort um und rannen in die Mitte der Herde. Ohne Sorgen konnte der Alte sein Mittagsschläfchen genießen. Ab und zu dringt sich eine der Zicklein in ihre Mutter und ernährt sich mit frischer warmer Milch, danach nimmt alles seinen gewöhnlichen Lauf ein, wie zuvor. Es schwebten verschiedene Düfte in der Luft, von Blüten und Blumen die sich zwischen den Gras befinden. Bienen und Fliegen furchen die warme Luft des Tages um ihre Nahrung zu besorgen. Gesättigt und etwas erschöpft strecken wir uns im Grünen aus um eine Weile von dem Sonnengeschenk noch abzukriegen. Alles ruht jetzt, der Mittag war eingetroffen und sogar der Wind hatte zu blasen aufgehört. Der Kopf stützte sich am Rucksack ab und läßt einen tiefen süßen Schlaf über unsere Körper schweben. Ich glaube, es verging etwas Zeit, bis ich wieder erwachte. Es war schon gut über Mittag, da richtete ich mich auf und blickte über das Land. Von weiten konnte man die Töne der Glocken hören. Während wir uns ausruhten, zog der Hirte sicher mit seiner Herde weiter, um den Platz zu wechseln, um andere Stellen zu besuchen. Dann bereiteten wir uns für die Rückkehr vor und sahen im Tal neben einigen Büschen die schwächliche, hohe Gestalt des Hirten der sich mit seinem Stock abstützte und nachsah wie seine Ziegen einen neuen Tag genießen. Die Brise trieb uns langsam von hinten und brachte verlorene Töne der Glöckleins zu uns. Fröhlich, munter und heiter marschierte unsere sechs - sieben Mannreihe davon auf den gelben Weg der sich über den Hügel und Täler schlängelte bis in die Nähe der Landstraße die unsere Schritte dann in die Stadt über den erhitzten Asphalt bis weit durch die Straßen nach Hause zurückführte.