Ludwig Vinzenz Fischer

von DI. Karl Ludwig Lupsiasca
Reschitza
Nr. 27 Ludwig Vinzenz Fischer entstammte einer aus Sachsen eingewanderten Tischlerfamilie. Franz Fischer lebte mit seiner Familie in Orawitza, wo er als Tischler arbeitete, hatte aber Verwandte (zumindest einen Bruder) in Reschitza. Aus einer von Peter Petri erwähnten "Reschitzaer Geburtsmatrikel" und einem von Horst Schuller-Anger veröffentlichten Auszug aus dem Matrikelbuch (aus Orawitza? - denn die Matrikelbücher Reschitzas fielen 1848 den Flammen zum Opfer) geht ausdrücklich hervor, daß Ludwig Vinzenz in Reschitza geboren und von "Botka Pál Resiczai Plébanos" getauft wurde. Bis dahin war der Geburtsort (und auch das Geburtsdatum) umstritten. Sein erster Biograph und intimer Freund, Peter Brosteanu, wußte nämlich, daß Ludwig Vinzenz nach Reschitza aus Orawitza gekommen war. Ludwig Vinzenz war das älteste der drei Kinder, als 1856 der Vater starb. Mit 14 Jahren trat Ludwig Vinzenz als Lehrling in der Reschitzaer Tischlerei der StEG ein und arbeitete unter Aufsicht seines Onkels Johann Fischer. Da er schwach und leidend war, wurde Ludwig Vinzenz nach zwei Jahren in der Werkskanzlei als "Schreiber" eingesetzt, später in der Buchhaltung. Nebenbei beschäftigte den Autodidakten Fischer auch Literatur. Ab 1866 veröffentlichte er eigene Beiträge in Lugoscher und Temeswarer Zeitungen.1871 verließ Fischer das Banat und ließ sich zunächst in Floridsdorf als Beamter des Stahlwerkes nieder, danach als Beamter einer Papierfabrik in Heurichstal (Mähren), dann wieder in Österreich als Prokurist einer Papierfabrik in Erlau (bei Passau). In Österreich heiratet er Helene Kapall, wird Unternehmensdirektor in Salach (Württemberg), danach "bevollmächtigter Leiter" der Papierfabrik in Kröllwitz bei Halle an der Saale. Die Beziehung zu seinen Reschitzaer Freunden hatte er niemals aufgegeben. Er unterstützte die von Corneliu Diaconovici herausgegebene "Romänische Revue", indem er das notwendige Papier um den Herstellungspreis lieferte und eigene Beiträge zuschickte. Noch vor dem Erscheinen der "Romänischen Revue" lieferte Fischer über Vermittlung von Diaconovici Beiträge an Banater Zeitschriften, unter anderen der 1881 in Lugosch gegründeten "Südungarischen Revue". Ludwig Vinzenz Fischer gehört zu den ersten und besten Übersetzern rumänischer Volks- und Kunstdichtung. 1888 verlieh ihm der rumänische König Karl I. die "Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft".

Werk: Titellose Bilder (Beiträge in der "Neuen Banater Zeitung", Temeswar, 1866); Schrifttum der Rumänen (Brockhaus, 1880), Donauwellen (Novellen, Aschersleben, 1881), Grui-Sânger, Übersetzungen aus dem Rumänischen (1883), Auf dem Weg ins Kloster (Novellen, erschienen als Nachtrag 1910 in Temeswar); Handschriften befanden sich im Besitz von Peter Broºteanu, der in seinem Beitrag zum 1900 erschienenen Lexikon die "baldige" Veröffentlichung durch Diaconovici versprach. Laut Angaben von Heinz Stãnescu hatten Viktor Orendi - Hommenau und Olga Hörler einige dieser Handschriften gekannt und benutzt. Ihr Verbleib ist z.Z. unbekannt.

Bibl: Enciclopedia Româna, Bd. II (Beitrag von P. Broºteanu, 1900); George C. Bogdan, Begabter Autodidakt und aufrechter Mensch, in Neue Banater Zeitung vom 17. Juni 1981, Temeswar; Luzian Geier, in der Reihe Kleines NBZ-Lexikon, Banatdeutsche Persön-lichkeiten; Anton Peter Petri, Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Th. Breit, Marquartstein, 1992; Horst Schuller-Anger, Selbstgesetzte Denkmäler, in Banater Berglanddeutscher, Folge 57, München-Wien, Juli/August 1994.