250. Kirchweijubiläum in Deutsch-Saska


aus „Banater Beglanddeutsche"
Folge 99, München-Wien, Juli-August 2001, 17.Jahrgang
Vor 250 Jahren erbaut

Die römisch-katholische Kirche in Saska Montanã

von Ferdinand Peternell
früher Saska/heute Bamberg

Am 4. Oktober 2001, am Tag des Heiligen Franz von Assisi, waren es 250 Jahre her, daß die römisch-katholische Kirche in Saska Montanã (Deutsch-Saska) geweiht wurde. Saska war damals ein aufstrebender Bergort, der seinen wirtschaftlichen Aufschwung dem Kupferabbau und dessen Verhüttung verdankte.

In einem Dokument aus dem Jahre 1406 wird ein „Fabianus paroh de Zaz" genannt und damit der Ortsname zum erstenmal erwähnt. Das mittelalterliche Zaz ist zwar nicht identisch mit dem späteren Saska Montanã, aber es lag ganz in der Nähe. Der Ortsname „Zaz" läßt darauf schließen, daß hier Sachsen wohnten und der Ort nach seinen Bewohnern benannt wurde. Diese Annahme wird durch Dokumente bestätitgt. Sie weisen auf Sachsen aus dem Erzgebirge hin, die im Mittelalter als Bergleute ins südliche Banat geholt wurden, das sie allerdings mit ihrer Herrschaft um 1520 aus Furcht vor den Türken wieder verließen. Aus der Türkenzeit ist nichts überliefert, was auf die Fortführung des Bergbaus schließen ließe. Da, wo heute Rumänisch-Saska liegt, gab es eine von Türken bewohnte Siedlung. Ihre Spuren haben sich in den Namen ihrer Nachkommen bis heute erhalten (Skender, Ciu-ciuc, Turcu u.a.).

Die Geschichte von Saska Montanã (auch Deutsch-Saska genannt) beginnt nach 1718, nachdem das Temescher Banat an Österreich fiel. Vermutlich kamen bereits kurz darauf die ersten deutschen Bergleute nach Saska, denn auf einer Landkarte, die 1723-1725 entstand, ist der Ort vermerkt. Über die ersten Jahre nach der Gründung des Ortes ist wenig bekannt. Seelsorgerisch wurden die Bewohner von Orawitza betreut, doch wurde bereits 1731 eine kleine Kirche errichtet. Sie steht heute noch. Es ist die Kapelle oberhalb der jetzigen Kirche. Um diese Kapelle wurde der erste Friedhof angelegt. Gußeiserne Kreuze waren hier noch 1995 zu sehen. Im Innern wurde ein Bild der Mutter Gottes aufbewahrt, von dem gesagt wird, daß es die ersten Siedler aus Tirol mitgebracht haben. Das Bild ist heute noch in der Sas-kaer Kirche zu sehen.

1750, inzwischen war der Ort gewachsen, bekam Saska eine eigene Pfarrei mit eigener Matrikelführung. Für den Bau einer größeren Kirche wurden 4254 Gulden bewilligt. Die Kirche wurde im Wiener Barockstil erbaut, 1751 fertiggestellt und geweiht. Damit die Kirchenglocken in allen Häusern der angewachsenen Gemeinde gehört werden, wurde statt des „kleinen Geläuts" eine große Kirchenglocke angeschafft. 1766 zählte die römisch-katholische Pfarrgemeinde 739 Seelen. Der erste Saskaer Pfarrer war Johann Baptist Magnet. Der Pfarrer gehörte zu den kaiserlichen Beamten und wurde vom Ärar bezahlt. 1953 starb der letzte Saskaer Pfarrer Eduard Haak im Alter von 85 Jahren. Seither wird Saska wieder vom Orawitzer Pfarrer seelsorgerisch betreut.

Über 200 Jahre war die Kirche Mittelpunkt des deutschen religiösen und kulturellen Lebens in Saska. 1855 hatte Saska Montanã 3.676 Einwohner. Der Niedergang des Bergbaus und des Hüttenwerks Ende des 19. Jahrhunderts zwang die Bewohner von Saska sich anderorts Arbeit zu suchen. Sie fanden sie in den aufstrebenden Bergorten Steierdorf und Reschitz. Die Zahl der Bewohner nahm stetig ab.1.910 lebten nur noch 1.883 Menschen in Saska, davon 420 Deutsche, 1930 waren es noch 1461, davon 257 Deutsche. Der Zweite Weltkrieg, die Flucht vieler Deutscher vor den heranrückenden Russen und die Rußlanddeportation haben dazu geführt, daß 1954 von den damals 669 Bewohnern nur noch 62 Deutsche waren. Heute sind es noch 5 oder 6 alte Leute. Ein deutsches Forum gibt es in Saska nicht. Um die Erhaltung der Kirche haben sich nach dem Krieg die Vorsteher der Kirchengemeinde Ferdinand Peternell (mein Vater) und Nikolaus Spitz verdient gemacht. Mein innigster Dank gilt den Sas-kaer Frauen und insbesondere Frau Olga Gutwein und Frau Luise Lang für die Mühe um die Kirche.

Dank sagen möchte ich auch Dr. Julius Galfy. Als junger Arzt kam er in den fünfziger Jahren nach Saska. Seither interessiert er sich für den Ort, seine Geschichte und seine Menschen. Auch später als Arzt in Orawitza und heute noch als Rentner in Temeswar beschäftigt ihn Saska immer wieder. Er hat dazu manches publiziert.

Als gebürtigen Saskaer und langjährigen Vorsitzenden des Heimatkreisverbandes Saska - Moldowa beschäftigt mich die Geschichte meiner Heimat seit vielen Jahren. Ich selbst erinnere mich noch an deutsches Vereinsleben in Saska. Es gab einen Männerchor, einen gemischten Kirchenchor und einen Verschönerungsverein für das Mühltal, in der Kriegszeit dann auch die Deutsche Volksgruppe. Über zwei Jahrhunderte haben in Sas-ka Deutsche mit Rumänen und anderen Volksgruppen zusammen gelebt. Orthodoxe und Katholiken achteten sich gegenseitig. Bei kirchlichen Umzügen wie der katholischen Fronleichnamsprozession oder der orthodoxen Auferstehungsprozession schmückten beide Seiten ihre Häuser und Fenster. Aber das ist lange her.

Wie ich aus Reschitza erfahren konnte, hat der dortige Kulturverein in die diesjährige Kulturdekade auch Saska einbezogen und das Kirchenjubiläum würdig begangen. Leider kann ich meiner Behinderung wegen nicht mehr meinen geliebten Heimatort besuchen, aber meine Gedanken waren in Liebe dabei.

Eine vergessene Wallfahrtskirche

von Dr. Julius Galfy
Temeswar

In der Pfarrkirche von Saska gibt es zwei Heiligenbilder, zu denen die Saskaer, aber auch die Katholiken anderer Gemeinden des Banater Berglandes Wallfahrten veranstalten. Das eine ist das Muttergottesbild, das die ersten Siedler mitgebracht haben sollen. Es hängt auch heute noch in einem schönen Barockrahmen im Kircheninneren, gleich rechts neben dem Eingangstor. Das andere ist ein Herz-Jesu-Bild, ein Kupferstich, den man am linken Seitenaltar der Kirche sehen kann.

An den großen Marienfeiertagen kamen früher Wallfahrer aus Neu-Moldowa, aus den tschechisch-böhmischen Dörfern, die nahe der Donau liegen, und vor dem Ersten Weltkrieg auch Gläubige aus Weißkirchen nach Saska.

In den letzten Jahren unter der religionsfeindlichen kommunistischen Herrschaft kamen in Saska nur noch die Pilger aus den böhmischen Dörfern vorbei, die auf dem Weg nach Maria-Tschiklowa waren. Am zweiten Tag vor den Marienfesten Mariä Heimsuchung (2. Juli) und Mariä Himmelfahrt (15. August) erreichten diese Pilger Saska. Sie beteten in der Kirche und übernachteten im Ort. Am nächsten Morgen ging es dann nach einer Andacht in der Kirche weiter.

Betend und singend, das Kruzifix und ihre Kirchenfahnen vorantragend, zogen sie weiter nach Maria-Tschiklowa, wo sie am Feiertag gegen Mittag ankamen. Nach dem Hochamt und nach dem Mittagessen kehrten sie dann wieder nach Saska zurück, wo sie nochmals übernachteten, um am darauffolgenden Morgen nach einer Andacht in ihre Heimatdörfer zurückzuziehen.

In Saska wurden bei der Ankunft der Wallfahrer und beim Empfang der heimkehrenden Pilger die Glocken geläutet. Auch diese schöne Sitte wird bald in Vergessenheit geraten, weil es schon fast keine katholische Bevölkerung mehr in Saska gibt und niemand da sein wird, der die Glocken läutet.

Die Glocken schweigen, die Kirche bleibt verlassen...
Deutsch-Saska geht über in die Geschichte, und zuletzt bleibt es nur noch im Märchen erhalten. Es war einmal...
 

Der „Baron" von Saska


erzählt vom Saskaer Pfarrer Eduard Haak, aufgezeichnet von Dr. Julius Galfy

Als die Türken das Temescher Banat verlassen mußten, schickte die Wiener Hofkammer Bergleute aus Tirol und aus der Steiermark ins Banater Bergland, um die dort verlassenen Bergwerke wieder in Betrieb zu setzen. Auch nach Saska kamen solche Bergleute. Mit ihnen kam ein Benediktinermönch, der aus Tirol ein Muttergottesbild mitbrachte.

Die Bergwerke von Saska wurden von einem Verwalter geleitet, der ein strenger, aber gerechter Mann war. Da man von einem neuen Türkenkrieg sprach, beschloß der Verwalter, an jedem Sonntag nach der Heiligen Messe mit den Berg- und Hüttenleuten Militärübungen durchzuführen. Tatsächlich brachen die Türken nach einiger Zeit noch einmal ins Banat ein, plünderten, raubten und brannten alles nieder, was ihnen in den Weg kam. Geschwind und überraschend kamen sie wie ein Sturm, so dass die ahnungslose Bevölkerung keine Zeit mehr hatte zu flüchten.

In Saska verließ der Verwalter mit den Leuten den Ort und die Gruben und zog mit ihnen auf einen steilen Hügel oberhalb der kleinen Holzkirche, die erst kurz vorher errichtet worden war. Mit Hilfe seiner Leute baute er aus Stein und Holz eine kleine Festung. Selbstverständlich kam auch der Benediktinerpater und brachte das Muttergottesbild mit.

Die Türken waren von Süden, also von der Donau her ins Banat eingefallen. Den befestigten Hügel, den die gut ausgebildeten Bergleute erfolgreich verteidigen, konnten sie nicht einnehmen. Das starke Feuer vom Hügel her hinderte sie auch daran, die Bergwerke zu zerstören.

Kurz danach besiegten die kaiserlichen Soldaten die Türken im Banat, so daß die Bergwerke von Saska bald wieder arbeiten konnten. Der Kaiser erhob den tapferen Verwalter in den Rang eines Barons.

Der Hügel, auf dem die kleine Festung errichtet wurde, heißt seit dieser Zeit „Kleiner Kalvarienberg". Auf seiner Spitze wurde zur Erinnerung an dieses Ereignis ein gußeisernes Kreuz errichtet, das auch heute noch gut sichtbar ist.

Der Baron erweiterte die Saskaer Bergwerke und eröffnete ein weiteres unweit der Donau im Tal des Moldowa-Baches. Damals lebten dort noch Mohammedaner, und der Ort hieß „Boschneak". Heute heißt er Neu-Moldowa. Der obere Teil des Moldowa-Tales, wo einst die Werke und die Häuser der Bergleute lagen, heißt auch noch „Am Baron" („Pe Baron").

Oberhalb des Bergwerkes, neben der Landstraße, die von Saska nach Neu-Moldowa führt, erhebt sich über dem oberen Moldowa-Tal ein großer, steiler Felsen. Man erzählt, daß der Baron, wenn er von Saska zur Inspektion kam, auf diesen Felsen ritt, um von dort aus das ganze Werk zu überblicken. Einmal rutschte das Pferd aus und stürzte zusammen mit seinem Reiter in die Tiefe, wo Mann und Roß den Tod fanden. Jener Felsen aber heißt auch heute noch „Felsen des Barons" („Stânca Baronului").

Seinem Wunsch entsprechend, wurde der Baron in Saska im Mühltal auf einer kleinen Felsplatte oberhalb der Roten Mühle bestattet. Die Stelle heißt bis heute „Das Grab des Barons".
 

Wer war der „Baron"?


In „Beiträge zu einer Chronik des Bergortes Deutsch-Saska im Banater Bergland" schreibt Dr. Julius Galfy dazu:

Kaum hatte in Saska eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, da kam auch schon das schreckliche Jahr 1737. Schon im Frühjahr begann der Türkisch-Österreichisch-Russische Krieg. General Neipperg wurde von den Türken im Südbanat geschlagen, und die Bergorte Moldowa, Orawitza, Tschiklowa, Dognatschka und Bokschan wurden von den Türken in Brand gesteckt und zerstört. Die Bevölkerung wurde niedergemetzelt. Saska wird unter den zerstörten Ortschaften nicht erwähnt.

Was in dieser Zeit in Saska geschah, erfahren wir aus dem Diplom, durch das der Bergmeister Hechengarten von Kaiser Franz Stephan, dem Ehegatten der Kaiserin Maria Theresia, in den Ritterstand des Heiligen Römischen Reiches erhoben wurde. Das im Jahre 1749 erlassene Adelsdiplom rechtfertigt die Erhebung in den Adelsstand mit dem „Verdienst aber in dem letzten Türkenkriege mit denen ihm untergebenen Bergschützen dem in Maydanbeck eingefallenen Feinde des christlichen Namens bey Saska männlich zurück zu treiben und das kaiserlich-königlich Gut noch großen Teils zu retten das Glück gehabt hatte, nicht weniger hier die Wälder zu verhauen und in dem ganzen Banat Nothäuser zu errichten..."

So wurde der Saskaer Bergmeister Hechengarten zum Ritter Bartholome Ludwig von Hechengarten, Ober-Bergmeister und Ober-Aufseher der Banater Bergwerke, Abgeordneter in der Hof-Commission in Chemnitz usw... Hechengartens Wappen zeigt drei goldene Rosen in einem roten Feld, die von einem silbernen Spieß getrennt erscheinen. Über dem Wappen ist ein Bergmann in Galauniform mit einer goldenen Rose zu sehen.