Zum 10. Mal das Stelldichein der rumäniendeutschen Literatur

In der Zeitspanne 19. - 21. Mai 2000 fand in Reschitza zum 10. Mal das Stelldichein der rumäniendeutschen Literatur statt. Es war eine Jubiläumsveranstaltung, denn immerhin: 10 Jahre eine Veranstaltung trotz finanzieller und materieller Schwierigkeiten auf den Beinen zu halten ist gerade in den heutigen gutenschlechten Zeiten nicht so mir nichts, dir nichts. Es war dies auch eines der Themen, die im ersten Vortrag der diesjährigen Veranstaltung in Erwähnung kamen. 83 Namen von Schriftstellern, Literaten, Literaturwissenschaftlern und Literaturfreunden aus BRD, Österreich, Ungarn, Kroatien und Rumänien findet man im Gästebuch der Literaturtage verewigt. Ein Pluspunkt war auch das im Jahre 1996 erschienene Buch "Deutsche Literaturtage in Reschitza, 1991 - 1995. Eine Dokumentation". Diesem ersten Band wird im kommenden Jahr die Fortsetzung für die Auflagen 1996 - 2000 folgen. Übrigens muß man auch sagen, daß innerhalb des ersten Tages der diesjährigen Literaturtage auch die neunte Buchveröffentlichung des Initiators und Hauptorganisators der Literaturtage, der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein "Deutsche Vortragsreihe Reschitza", lanciert wurde. Das zweisprachige Buch "Alexander Tietz: Briefe in der Alm. Scrisori de la sãlas" gilt auch als Geschenk zu den 10 Jahren Literaturtage und wurde im Bukarester ADZ - Verlag mit Unterstützung des Kulturministeriums, des Minderheitenrats und des herausgegebenes Vereins gedruckt. Für die erste Tietz Briefe - Übersetzung ins Deutsch unterschreibt Hans Liebhardt. Mit diesem Buch wurden es bereits 9 Veröffentlichungen, die im Laufe der Jahre in Reschitza erschienen sind, auch ein Pluspunkt der Literaturtage. Und weil man schon bei Neuerscheinungen ist, so soll noch erwähnt werden, daß eine Fortsetzung des im vorigen Jahr erschienenen Katalogs "Rumäniendeutsche Bücher - Bücher der Rumäniendeutschen. 1990 - 2000" und die Nr. 8 der Schrift "împreunã, miteinander, egyttesen" (diesmal in rumänischer, ungarischer, deutscher, serbischer, ukrainischer und tschechischer Sprache) am ersten Tag der Literaturtage lanciert wurden.

Bei der festlichen Eröffnung sprachen Grußworte Carol König, Direktor der Minderheitendirektion des rumänischen Kulturministeriums, Josef Barna, seitens des Kreisrats Karasch - Severin und Karl Ludwig Lupsiasca, DFBB - Vorsitzender. Nach dem bereits erwähnten erste Vortrag folgte Carmen Elisabeth Puchianu, Fremdsprachen - Lehrstuhlinhaberin der

Kronstädter Universität und Schriftstellerin, die zum Thema "10 mal Literaturtage, aus der Anschauung einer in Rumänien lebenden und schreibenden Autorin" sprach. Hans Liebhardt aus Bukarest folgte mit "Stimme des Banater Berglands. Alexander Tietz und seine Landschaft". Der erste Tag endete mit eine Intervention von Dr. Doina Bogdan - Dascãlu, die Nichte Alexander Tietz diejenige Literaturwissenschaftlerin, die auch die Salaschbriefe zur Veröffentlichung bereitstellte.

Innerhalb dieses Tages wurden drei neue Ehrenmitgliederurkunden des Reschitzaer Kulturvereins überreicht. Für 5 Teilnahmen an den Literaturtagen wurden zu Ehrenmitgliedern Carol König, Hans Liebhardt und Joachim Wittstock.

Wie bereits in den vergangenen Jahren fand der zweite Tag seinen Beginn im "Arsenal" - Freizeitzentrum. Udo Peter Wagner von der Hermannstädter Uni sprach über Josef Puvak, Hans Liebhardt über "Georg Hromadka beim Neuen Weg" und der vor kurzem zum Dr. h.c. der Hermannstädter Universität promovierte Joachim Wittstock zum Thema "Aus siebenbürgischen Briefmappen: Einige Aufschlüsse über die neue Banater Literatur (nach 1950)". Der bundesdeutsche Schriftsteller Friedrich Engelbert laß Kloster- und Kirchenessays, die Temeswarerin Dr. Annemarie Podlipny - Hehn sprach über die Künstlerkolonie in Wolfsberg und Weidenthal und die Kreiskulturrätin Dr. Dana Antoaneta Bãlãnescu über "Die Geschichte in den Werken von Anton Breitenhofer und Georg Hromadka". Am selben Nachmittag, im Museum des Banater Montanigebiets, wo auch am Vortag die festliche Eröffnung stattfand, wurde die programmierte Lesung vollzogen. Carmen Elisabeth Puchianu, Friedrich Engelbert und Joachim Wittltock lasen aus ihren Werken. Einen festlichen Empfang mit Musik (das "Banater Bergland" - Trio), Tanz (die "Enzian"- DFBB-Tanzgruppe) und guter Laune rundete beim Sitz des DFBB den Tag ab. Literarische Reisen sind mittlerweile zu einem Begriff innerhalb der Literaturtage geworden. Diesmal ging es über Neumoldowa, entlang der Donau, nach Orschowa, die engere Heimat Otto Alschers. Mit der Orschowaer Veranstaltung wollte man auch das "Otto Alscher" - Jubiläumsjahr festlich abschließen, Jubiläumsjahr, das mit den Heimattag der Banater Berglanddeutschen, am 8. Oktober 1999, begonnen hatte. Innerhalb dieses Jubiläumsjahrs hat man des 55. Todestags (în Târgu Jiu, am 30. Dezember 1944) und 120. Geburtstags (in Perlaß / Jugoslawien, am 8. Januar 1880) des bekanntesten Banater Berglanddeutschen Schriftstellers gedacht. Das Jubiläumsjahr gab auch Anlaß dazu, daß der Reschitzaer Kulturverein mit Unterstützung des Kulturministeriums eine "Otto Alscher" - Medaille prägen ließ, die festlich anläßlich

des Rundtischgesprächs in Orschowa zum Abschluß der Literaturtage an Alscher  Forscher und Literaturtagefreunde verliehen wurde. Über Otto Alscher selbst sprachen der Bibliothekar Constantin Juan Petroi aus Orschowa, dem es zu Verdanken ist, daß Otto Alscher nicht im Orschowa in Vergessenheit geriet, und Hans Liebhardt aus Bukarest. Begrüßt wurden die Gäste auch durch den amtierenden Bürgermeister Dorin Incã, der u.a. vorschlug, eine Otto Alscher - Büste in der Stadt zu errichten. Er sei geneigt, das Gießen zu übernehmen, man soll nur das Modell anfertigen. Mit dieser Schlußveranstaltung fand die 10. Jubiläumsauflage der "Reschitzaer Deutschen Literaturtage" ihr Ende, das Abschiednehmen voneinander fiel schwer, der einzige Trost war nur, im kommenden Jahr wieder zum Stelldichein der rumäniendeutschen Literatur nach Reschitza zu kommen. Ein Garant, daß diese auch 2001 stattfinden werden, war das heurige Gelingen!