Sonntagsausflüge

Herbst im Wald

von Gerhard Chwoika
Reschitza

Lange, warme, spitzige Sonnenstrahlen erwecken den Morgen eines späten Herbsttages. Man freute sich, daß die kurzen Tage den Charme des schon vergessenen Sommers noch in ihnen behalten. Der Wind scheint heute nicht so bissig zu sein und ein paar versammelte Wolken errinern an einen vorigen Spätherbst der vorigen Jahre. Aber nichts zu fürchten, der heutige Tag scheint schön zu bleiben um noch einen Grund den Wanderer zu zeigen, der immer wieder in mitten der Berglandnatur mit viel Freude zurückkehrt. Dies um die schönen Tage noch zu geniessen, die der Herbst anbietet. Das Rasspeln der rostfarbingen Blätter aller Arten und Formen erklingt mal hoch, mal tief, wie die Tönen eines Bläsersorchester. Der Blätterteppich wurde mühsam bestickt, Teil für Teil im Laufe der Herbstmonate. Man tritt langsam, vorsichtig um kaum die Geometrie der Stickerei zu ändern. Der Wald ist wunderschön. Meister Herbst entäuscht nie seine Bewunderer.

Unser Weg führt über den bestickten Teppich weit und breit durch den Wald. Die Bäume sind vielleicht schon eingeschlafen. Ganz beteubt schütteln sie manchmal ihre Kronen, ganz leicht und gefühlsam. Warme Sonnenstrahlen drücken sich zwischen den Bäumen und verbreiten ihr unendliches Spiel. Das Licht interferiert mit den rostbraunen Blätter und wiederspiegelt ein einmaliges Bild. Neben den ganzen "Wunderquellen" der Natur, ganz zart und lebensfreundlich, versteckt hinter den gestapelten Blätter, zeigen sich stattlich die Krokusse hervor. So ähnlich der Pilzen nach dem Regen, zart hellblau oder lila, machen sie ihre Pokale auf über die dünnen Stengeln, die durch einem Zwiebel im Boden befestigt sind. Der Anblick ist sensible und erinnert an einem Gemälde, des Malers innenliche, persönliche Botschaft überreichend.

Die malerischen Gegenden halten sich Kette von Hügel zu Hügel, von Tal zu Tal, von Neigung zu Neigung, von Schritt zu Schritt. Man fühlte sich wie im einem alten Drehbuch: die Szene, das Licht, das Bild, die Atmosphäre. Sogar die heutige Malzeit vergang unbemerkt, man konzentrierte sich auf die wunderschönen Schätze des Herbstes.

Als sich der Nachmittag langsam näherte ohne auf die Uhr zu sehen, fing die Natur sich für eine neue Nacht vorzubereiten, die hier im Wald schneller eintreffen wird als am Rande des Waldes. Von über Neigungen strahlte der Himmelskörper sanft zurück um uns zuzuwinken und sich irgendwie noch merksambar zu machen, wie ein Kind das bis spät am Abend noch spielen möchte und sich feste Pläne für den nächsten Tag macht. Mit aller Ehre verabschiedet sich die Sonne von der Natur, wie ein Volk von seinen Märtyrers, bis sie sanft hinter den Hügeln der Stadt untergeht.

Der mit Nachtwolken eingehülte Herbstwald beendet damit sein heutiges Märchen.