Georg Hromadka beim "Neuen Weg"

 

von Hans Liebhardt

 

Bukarest

Am 30. April 1956, 14,50 Uhr, landete auf dem Moskauer Zentralflughafen das Tupolew-Regierungsflugzeug, es kam aus London. Ihm entsteigen Bulganin, Chruschtschow, Akademiemitglied Tupolew. Auf dem Flughafen hatten sich 25.000 Moskauer versammelt; in seiner Ansprache über den England - Besuch, der am 18. April begonnen hatte, sagte Chruschtschow u.a.: "Während unseres Aufenthalts in England nahmen wir bereitwillig den Vorschlag der Führer der Labourpartei an, mit ihnen zusammenzukommen und Meinungen mit ihnen auszutauschen". Nach einem Seitenhieb auf einen Teil der Funktionäre der Labourpartei und deren "reaktionnäre, sowjetfeindliche Haltung", fuhr der Redner fort: "Man hatte eigens Fragen über irgendwelche Sozialdemokraten, die bei uns und in den volksdemokratischen Ländern im Gefängnis sässen, vorbereitet und gestellt. Wir haben diese Fragen als provokatorisch entschieden zurückgewiesen". Weiter ist davon die Rede, dass Menschen, die unschuldig verurteilt worden waren, rehabilitiert sind. Auf der Liste der in Rumänien eingekerten Sozialdemokraten war auch der Name Georg Hromadka gestanden; Chruschtschow kann in seiner Flughafenrede jedoch keine Lüge nachgewiesen werden: Das Begnadigungsdekret des Präsidiums der Grossen Nationalversammlung für Georg Hromadka stammt vom 24. April 1956, und der Dringlichkeitsbefehl der zuständigen Direktion des Innenministeriums zur sofortigen Haftentlassung vom 25. April 1956. Man kann bloss Mutmassungen über die Rapidität der Vorgänge anstellen. Andererseits schrieben wir schon den 26. August 1956, als der erste Beitrag von Georg Hromadka im "Neuen Weg" erschienen ist, "Frischer, freier Wind vom Lande". Ich zitierte daraus den ersten Absatz: "Es war wie ein Symbol, dass inmitten des Duettes der beiden Sächsinnen aus Gross-Scheuern zwei fleissige Schwalben, die sich in den Vorhängen der Freilichtbühne verirrt hatten, plötzlich über den Häuptern der Sängerinnen ins Freie schwangen und über den Reihen der gefesselten Zuschauer entschwebten..." Ein paar Tage zuvor war ich in der Redaktion auf der Brezoianu - Strasse in den Konferenzraum bestellt worden, die ganze Zeitungsleitung war dort (Anton Breitenhofer, Ernst Breitenstein, Erich Wayand), man stellte mir einen neuen Kollegen vor, der uns vor allem in der Kulturabteilung behilflich sein sollte: Georg Hromadka. Auf der Freilichtbühne im Herãstrãu - Park sollte es zum Abschluss eines Laienkunstgruppen aus dem Banat und Siebenbürgen geben, es wäre doch schön, wenn ich zusammen mit Georg Hromadka hin ginge. Ich habe darüber dann fast eine ganze Zeitungsseite geschrieben, und Georg Hromadka den eben genannten Artikel. Über die erste Reschitzaer Periode des Politikers und Journalisten wissen Sie besser Bescheid als ich: Etwa über die Tätigkeit Hromadkas als Sekretär der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), die Ausflüge, die man in die Prolas, das Karasch - Tal gemacht hat, die Vorträge, die gehalten wurden. Sie kennen die Geschichte des Baus des Arbeiterheims, wobei der Saal mit seinen 888 Sitzplätzen einen der grössten dieser Kategorie darstellte. Hinzu kommt die frühe Tätigkeit von Georg Hromadka in der Sozialdemokratischen Partei, sein Praktikum bei sozialdemokratischen Zeitungen in Deutschland, etwas beim "Volkswillen" (1930 - 1931). Aus den Erzählungen von Marie Hromadka waren mir verschiedene Einzelheiten im Sinn geblieben, vor allem über die Vortragsreisen, auf denen sie ihren Mann zu den Arbeitern in anderen Städten begleitet hatte. Bestimmt sind Sie auch über die Auseinandersetzung im Bilde, die in Reschitza zwischen der Sozialdemokratie und der aus Berlin gesteuerten Volksgruppe stattgefunden haben. In dem Fernsehfilm über Georg Hromadka, der Mitte Mai 2000 in der deutschen Sendung des Bukarester öffentlichen Fernsehens übertragen wurde (seine Autoren sind Tiberiu Stoichici und Adrian Drãgusin, der Film dauert 60 Minuten) ist es mir vorgekommen, dass etwas viel Geschichte auf den Rücken eines einzigen Menschen aufgeladen wurde, einen Teil der Geschichte jedoch hatte jeder von uns zu schleppen. Filmausschnitte aus der Zeitgeschichte finden gewiss immer ihr Publikum, aber schon in meiner Generation der Mittsechziger erinnert man sich jedesmal auch daran, unter welchen eigenen Lebensumständen man diese historischen Personen gesehen hat: Adolf Hitler und Ana Pauker, Stalin, Gherghe Gheorghiu - Dej und Nikita Chruschtschow, und wer noch alles dazugehörte. Ziemlich unbekannt waren mir die Aufnahmen von sog. Vereinigungsparteitag (1948) in Bukarest, als die Kommunisten die Sozialdemokraten geschluckt haben. Georg Hromadka hatte zusammen mit Mustetiu und dem alten Bernau - auch diesen Mann hatte ich noch kennengelernt, weil wir zusammen mit seiner Enkelin Geta Sãvescu Hochschulkollegen waren -, zu dem Flügel gehört, der sich nicht hatte schlucken lassen. Deshalb ist es im selben Jahr zur Verhaftung, zum Prozess und zur Verurteilung dieser Sozialdemokraten (jeweils 20 Jahre Zwangsarbeit) gekommen. Ich habe alle Achtung für meine Kollegen vom Fernsehen, die diesen Film gemacht haben, dadurch wurde durch eigene Forschung viel Unbekanntes zu Tage gefördert, nehmen wir nur die Akten, die im Archiv des Temeswarer Militärgerichts oder im Archiv des Justizministeriums in Bukarest (die 18 Dossiers des Titel - Petrescu - Prozesses) aufgenommen wurden. Einer Behauptung im Kommentar, und zwar dass Georg Hromadka beim "Neuen Weg" mit Misstrauen aufgenommen worden wäre, muss ich wiedersprechen. Man wird uns im nachhinein bestimmt nicht für absurder halten, als wir ohnedies waren, und mit uns ist zumindest die damalige Zeitungsleitung gemeint: Anton Breitenhofer, Ernst Breitenstein und Erich Wayand. Erstens hatte es sich sehr rasch herumgesprochen, dass der Name Hromadka auf der Liste der im Ostblock einsitzenden Sozialdemokraten gestanden hatte, die Chruschtschow in London überreicht worden war. Zweitens wäre es eine Dummheit gewesen, sich über die Tauwetterperiode, die damals eingesetzt hatte - u.a. die Bereinigung der Beziehungen zu Jugoslawien - nicht zu freuen. Drittens wurde über das Schicksal von Georg Hromadka auf höchster oder zumindest auf zweithöchster Ebene (in unserem Fall die Presse- und Propaganda - Abteilung des ZK) entschieden. Und nicht zuletzt: Wie hätten sich die Reschitzaer aus der Zeitungsleitung nicht freuen sollen, dass sie etwas für die Wiedergutmachung im Lebensschicksal eines einstigen Kampfgefährten tun konnten! Dass sich daraus schliesslich ein Plus an Modernisierung und Professionalität für den "Neuen Weg" ergeben hat, war vielleicht am Anfang nicht einmal abzusehen gewesen. Georg Hromadka wurde nämlich sehr bald zum Generalsekretär des "Neuen Wegs" (Chef von Dienst) ernannt und konnte dabei viele seiner Qulitäten entfalten. Ich muss im nachhinein annehmen, dass die rund 20 Jahre beim "Neuen Weg" in Bukarest nicht die schlechtesten im Leben von Georg Hromadka waren. Einmal hatten Georg Hromadka und ich den Auftrag erhalten, einen Dichter aus der DDR zu empfangen, es war noch auf der Brezoianu - Strasse. Nun gab es dort keinen derart technisch perfekt eingerichteten Raum mit Abhöranlagen, wie später beim Fernsehen, man gab jedoch darauf Acht, was man gegenüber einem Ausländer äusserte. Meiner Meinung nach war es immerhin ein recht interessantes Gespräch gewesen, sowohl Hromadka als auch ich hatten das Menschenmögliche gesagt. Nachher äusserte der Gast gegenüber dem Schriftsteller Paul Schuster, der als Redakteur bei der "Neuen Literatur" arbeitete und mit dem er befreundet war: Ein alter Dogmatiker und ein junger Dogmatiker! Das hat mich damals sehr gekränkt, als Paul Schuster es mir schadenfroh hinterbrachte. Wieviel hatte mein Kollege aus der Zeitungsleitung hinter sich (Gefängnis unter drei Diktaturen) und was stand uns jüngeren Leuten noch alles bevor! Ich habe die Geschichte auch nur deshalb erzählt, um hinter die Umstände zu leuchten, unter denen man Jahrzehnte hindurch trotz allem tätig war. Uns Leuten vom "Neuen Weg" wurde die längste Zeit das schlechte Deutsch vorgeworfen, in dem die Zeitung geschrieben sei. Beim Fernsehen sagt man, dass im Prinzip ein Programm so gut ist, wie die Bevölkerung, aus der es hervorgeht. Lässt sich das auch über die Sprache sagen, in der eine Zeitung geschrieben ist? Am Deutsch unserer Mitarbeiter Bernhard Capesius, Harald Krasser oder Erwin Wittstock, Johann Wolf oder Alexander Tietz, Oscar Walter Cisek oder Alfred Margul - Sperber, Alfred Kittner, Paul Schuster oder Oskar Pastior war bestimmt nicht mehr auszusetzen, als an der Sprache von Roda Roda oder Gregor von Rezzori. Bei Sperber konnte man höchstens feststellen, dass die Sprache der Gedichte besser war als die in Prosa geschriebenen Sätze. Bestimmt ist aber nicht davon die Rede, auch von der Sprache der Leserbriefe nicht, mit denen damals ganze Rubriken oder Zeitungsseiten gefüllt wurden. Es handelt sich natürlich um die Sprache, mit der die Redakteure der Zeitung sich herumplagten. Alfred Margul - Sperber wunderte sich auch ständig, wieviele Angestellte der "Neue Weg" habe, beim "Czernowitzer Morgenblatt" seien es unvergleich weniger gewesen; ich nehme an, dass er die Zeitung zeitweilig fast allein gemacht hat. Wenn man aber bedenkt, wie oft ein Artikel umgeschrieben, "bearbeitet" wurde, vom Autor selbst, vom Abteilungsleiter, von jemandem aus der Chefredaktion, bekommt man einen gewissen Einblick in diese Art Produktion. Dazu gab es noch eine extra "Stilabteilung", eine zumindest zahlenmässig stark besetze Korrektur. Bei einigen Kollegen herrschte sogar die Auffassung, dass die Ortographie Angelegenheit der Daktylographin sei, und nicht des Autors. Nehmen wir noch hinzu, dass ein ganzer Stab von Übersetzern beschäftigt wurde, weil wir keinesfalls - so wie heute bei der ADZ - auf eine deutsche Presseagentur abonniert waren, sondern eben alles von Agerpres (der offiziellen rumänischen Presseagentur) übernommen und übersetzt wurde. In dieses ganze Gestrüpp versuchte Georg Hromadka als Generalsekretär der Redaktion deutsche Ordnung und Zucht hineinzubringen, man kann sich denken, dass das einige Anstrengung erfordert hat. Hinzu kamen Neuerungen im Umbruch des "Neuen Wegs", eine Zeitung müsse nicht nur anständig geschrieben sein, sonder auch nach etwas ausschauen, sagte unser Kollege. In dem schon angeführten Fernsehfilm hat der jetzige Chefredakteur der ADZ, Emmerich Reichrath, daran erinnert, dass Georg Hromadka derjenige gewesen sei, der uns den Duden als Arbeitsinstrument auf den Schreibtisch gelegt hat. Das konnte für die Verbesserung der Sauberkeit und des Stils der Zeitung gewiss von Nutzen sein, sowie die Bildung überhaupt dem Menschen und Journalisten das Leben erleichtert. Mir hat Georg Hromadka einmal einen ganzen Artikel aus der fertigen Zeitungsseite - er war Chef über die betreffende Ausgabe und die Seite war gerade aus der Druckerei gebracht worden - aus der Gegenwert oder einfachen Zukunft in die Möglichkeitsform transponiert; die Sätze haben nachher tatsächlich viel schöner gelungen. Ob das aber unbedingt nötig sein musste, weiss ich auch im nachhinein nicht. Die korrekte Verwendung der Wörter, sprachliche Genauigkeit, gepflegte Rechtschreibung - das sind natürlich Voraussetzungen in diesem Beruf. Darauf baut das weitere: der schöpferische Umgang mit der Sprache, die Erfassung der Wirklichkeit im geschriebenen Wort, das Entzücken, das man beim Leser hervorrufen muss. Ich will nicht sagen, dass Georg Hromadka das nicht gewusst hätte, oder dass wir dadurch auf einige seiner Grenzen gestossen wären. Einmal hat er mir ein Buch geborgt, "Hundert Meister der deutschen Sprache", lauter Kostbarkeiten standen drin. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Enescu - Festspiele, die zu jener Zeit in Bukarest veranstaltet wurden; das war ein Marathon der Konzerte, mit erstrangigen Namen aus aller Welt. Georg Hromadka hatte eine ganze Truppe zusammengestellt - er natürlich voran, aus der Redaktion noch Elisabeth Axmann und dann mehrere Mitarbeiter -, lauter Fach-leute, die diese Berichte schrieben. Ich selber verstehe wenig davon, aber ich denke, das Ganze hat ihm viel Spass gemacht und auch zum Ansehen des "Neuen Wegs" beigetragen. Ingmar Brantsch, genannt "der lange Brantsch", der in Kronstadt geboren wurde, seit vielen Jahren in Köln lebt, Rumänien und unserer rumäniendeutschen Problematik aber mehr verbunden geblieben ist als andere, erzählt in literaturgeschichtlichen Aufsätzen des öftern, wie der "gute Sozialdemokrat" Georg Hromadka sich für den Dichter Oskar Pastior eingesetzt habe, und zwar gegen die Dogmatiker aus der Leitung des "Neuen Wegs". Nun war das mit Pastior aber
so, dass die Gedichte von mir oder von Hugo Hausl bestellt wurden, wenn es um Bestellungen ging, oft brachte Pastior selber eine Mappe mit seinen neuesten Sachen. Es ging vor allem um einen Druck aus der Leserschaft, dem wir ausgesetzt waren, denn unsere Leser hielten Pastior für viel zu modern. Ich gebe zu: Einmal hat Georg Hromadka vor versammelter Redaktionskonferenz - die Seiten der Kulturbeilage mussten dort immer aufliegen - ein Gedicht von Pastior so gut vorgelesen, dass es nicht herausgeworfen wurde, sondern erschienen ist. Wenn man die Kollektion des "Neuen Wegs" durchblättert, stösst man schon am 3. November 1956 auf Touristisches von Georg Hromadka: "Auf alten und neuen Wegen. Eilige Herbstfahrt durch das Reschitzaer Berg- und Waldgebiet" (zwei Serien). In der Ausgabe vom 14. Dezember bin ich auf die Hromadka - Reportage "Komarnik. Der Natur wunderliches Bergwerk" gestossen; auch diesmal hervorragend bebildert. Angefangen mit dem Jahr 1966 wurden auch in den "Neuen Weg" - Kalender immer mehr Reisebeschreibungen aufgenommen; einer der Autoren war Georg Hromadka, der für die Ausgabe 1967 z.B. den Beitrag "Durch Klammen und Schluchten" geschrieben hatte, 1969 waren in Farbe "Die schönsten Höhlen Rumäniens" zu sehen, bis sich 1970 diese Art Publizistik verselbstständigte. In dem Sommer nämlich erschien zum erstenmal das Reisebuch "Komm mit", das der Verlag des "Neuen Wegs" herausbrachte. In seinem "Wort auf den Weg" hatte Anton Breitenhofer über das Buch geschrieben: "Es will auf die Fülle und Vielfalt landschaftlicher Schönheiten hinweisen... Es will anregen..." Für diese verlegerische Initiative bestanden zumindest zwei Voraussetzungen: Die Natur- und Wanderliebe eines grossen Teils unserer Leserschaft, geschult auch durch die reiche Tradition der einschlägigen Vereine in Siebenbürgen und dem Banat, gleichzeitig gab es in der Redaktion eine Gruppe von Kollegen, die selber gerne in die Berge kraxelten und auch bereit waren, darüber zu schreiben. Herz und Seele des ganzen Projekts war Georg Hromadka. Ich denke, dass es nicht unbedingt nötig ist, auch psychologisch einiges zu erklären. Ich denke die Wanderlust war Georg Hromadka als einem Menschen, der seine Jugend in Reschitza verbracht hatte, angeboren, dazu müssen auch die vielen, im Gefängnis zugebrachten Jahre seinen Drang in die freie Natur umso mehr entwickelt haben, es handelte sich andererseits aber auch um eine Nische in unserer einheimischen deutschen Publizistik, in der bei weitem nicht soviel kontrolliert wurde wie - sagen wir - in einem Leitartikel. Nicht zuletzt bestand auf diese Art für Georg

Hromadka desgleichen die Möglichkeit, Bildung unter die Leute zu bringen. Wenn man sich nur die vielen Beiträge anschaut, die Georg Hromadka schon für die erste Ausgabe (1970) geschrieben hat - es ist zumindest ein Viertel des Buches - kann man sich über die ganze Tragweite seiner diesbezüglichen Beschäftigungen Rechenschaft geben. Und zwar nach dem Grundkonzept, dass Rumänien touristisch dreierlei bedeutet: die Karpaten, Donau und Donaudelta, Schwarzmeerküste, wobei aber alle möglichen sonstigen Anziehungspunkte - etwa die Heilbäder und Heilquellen - hinzukommen. Georg Hromadka hat die Ausgaben auf das Jahr 1970 und 1971 als Redakteur betreut, aber auch später noch verschiedenes beigesteuert. Ich zitierte aus dem Werbetext, den Georg Hromadka für die Ausgabe 1972 unter der Überschrift "Dieses Buch" geschrieben hat; sie werden merken, es ist ein einziger langer Satz: "Es muss etwas drin stecken in diesem Buch, das, wie wir sehen jedes Jahr erscheint (im Frühjahr, wenn die Zugvögel von ihrem etwas reichlich bemessenen Winterurlaub heimkehren und mit ihnen die ersten grösseren Touristenscharen ins Land kommen), jedes Jahr sich gründlich erneuert, alles ändert und nichts beibehält ausser Titel und Format, jedes Jahr über das Thema Reisen, Wandern, Erholung in Rumänien abhandelt, aber kein Reiseführer im üblichen Sinn sein will, jedes Jahr das Kunststück zuwegebringt, den ohnehin weitgespannten Bogen noch weiter zu spannen und auf engem Raum neben einer Fülle neuer, für den Touristen interessanter Informationen eine Vielfalt von Schilderungen und Betrachtungen unterzubringen, in deren Mittelpunkt, vielgesichtig und vielgestaltig, die rumänische Landschaft steht". Das Reisebuch war 1972 von Franz Heinz und Heinrich Lauer betreut worden, 1973 von Michael Roth und Heinrich Lauer, viele Jahre dann von Michael Roth, wobei die letzte Ausgabe auf das Jahr 1990 erschienen ist. Die Auflage betrug bei 35.000 Exemplaren, ein guter Teil davon wurde vom Buchvertrieb in Leipzig, der zuständigen Institution der DDR, abgenommen. Die Zusammenarbeit lag aber tiefer, aus der DDR kamen die Druckfarben und wenn ich mich nicht ihre, zeitweilig auch das Papier. Es sollte eben deutsche Wertarbeit geliefert werden. Dieses Wort "deutsch". Ich will jetzt nicht den Barockdichter Martin Opitz zitieren, der über die Siebenbürger Sachsen behauptet hatte, sie seien "germanissimi germanorum", aber ich denke, Georg Hromadka war der

"deutscheste" unter uns. An diesen Zug habe ich mich wieder erinnert, als ich in der "Banater Zeitung" (April 2000) die Bemerkung eines Reschitzaers, Igor Markowski fand: "Georg war bekennender Deutscher, ohne je dem Faschismus zu erliegen". Es konnte einem tatsächlich erscheinen, dass Georg Hromadka in seiner gütigen und zugleich kernigen Art die Tugenden des Deutschen und insbesondere des deutschen Sozialdemokraten verkörperte, mit der selbstverständlichen Achtung für alle anderen. Ich muss mir abschliessend noch die Frage stellen, wie eine Persönlichkeit über die Zeiten hinweg wirken kann: Das geschieht durch das Werk, es geschieht aber auch durch die menschliche Ausstrahlung, nicht umsonst hat man auch bei der Zeitung noch jahrelang gesagt: Das hätte er so oder anders gemacht.